Globe 5.80 Transat mit QUANTUM SAILS.
IMOCA, TP52, Class 40 & Co sind Rennyachten und –klassen, die Ihnen ganz sicher ein Begriff sind. Von den rasanten, nur 6,50m langen Offshore-Gleitern der „Classe Mini 6.50“ (so die offizielle Bezeichnung) haben Sie sicher auch schon etwas gehört. Wussten Sie eigentlich, dass es noch kleiner geht?
Es ist immer etwas los auf dem Atlantik: Während die Vendée Globe mit dem Zieleinlauf von Charlie Dalin und Yoann Richomme gerade wieder Schlagzeilen macht, ist am Wochenende die Flotte der Class Globe 5.80 in Lanzarote gestartet, ihr „Mini-Mini-Transat“-Rennen auszufechten. Die zwöf Skipper segeln dabei nicht nur mit den kleinsten Offshore-Racing-Booten: Diese Klasse hat so einige ganz eigentümliche Besonderheiten.
Von den ursprünglich 16 Teilnehmern, die ab Lagos gestartet waren, haben es 12 zum offiziellen Start des Transat-Rennens geschafft. Unter ihnen ist auch ein deutsches Boot: Die ARGO von Christian Sauer. So, wie seine 11 Mitsegler, hat auch Christian Sauer seinen Globe 5.80-Racer selbst gebaut. Das nämlich gehört bei den „Globe Minis“ absolut dazu: Die Erfahrung, mit den eigenen Händen ein Boot zu bauen, welches man dann über den Atlantik segelt, ist essenzieller Bestandteil dieser Klasse. Dies ist bereits die zweite Auflage des Globe 5.80 Transat-Rennens, welches von keinem geringeren als Don McIntyre ins Leben gerufen wurde: Jenem Mann, der auch für das Revival des legendären Golden Globe Race verantwortlich ist.
One-Design Klassensegel von QUANTUM für die Globe 5.80-Minis
Mit selbstgebauten Sperrholz-Booten, die nicht viel mehr Platz als eine handelsübliche Badewanne bieten, eine Regatta über den Atlantik bestreiten? Das klingt in allen Belangen zurecht „abenteuerlich“. Aber keine Sorge, es handelt sich hier keineswegs um die „tollkühnen Männer in ihren segelnden Kisten“! Die Klassenregeln sind sehr eng gefasst, die Boote werden mit CNC-präzisionsgefrästen Selbstbau-Kits nach ganz genauen Vorgaben gebaut. Vitale Teile, wie das stehende Gut oder die Beschläge, müssen von lizensierten Lieferanten bezogen werden – ebenso, wie beispielsweise die Segel. Diese kommen immer von QUANTUM SAILS.
Sicher wäre es hochspannend gewesen, diese Micro-Racer mit FUSION-M Hightech-Laminaten auszustatten, doch aus Kostengründen hat sich die Klasse entschieden, auf triradial geschnittene Dacron-Tuche zu setzen. Ziel ist, die Selbstbaukosten für die Teilnehmer nicht unnötig in die Höhe zu treiben – daher ist Dacron in puncto Langlebigkeit und Budget die optimale Wahl für Schiffe dieser Größe. Bei der Globe 5.80 kann man schon beim Blick auf die Rumpfform sehen, das dies kein Hochleistungs-Rumpf á la IMOCA ist. QUANTUM SAILS Segel-Designer Gildas Dubois hat daher leistungsfähige und vor allem haltbare Segel entwickelt, reffbar, mit extra starken Nähten.
Die Globe 5.80-Philosophie: Jeder baut sich seinen Racer selbst
Wie bei One Design-Klassen üblich, besteht also bei einzelnen Komponenten wie den Segeln wenig Spielraum. Bei der Ausgestaltung des Innenraums allerdings schon. Wir haben mit Tobias Meinel und dessen Frau Simone gesprochen, die zurzeit ihren Globe 5.80 Racer im heimatlichen Tauberbischoffsheim bauen. Ein echtes Paar-Projekt, wie beide uns bestätigen.
Infiziert von der schönen Idee, gemeinsam den Atlantik zu überqueren, schaffen beide das 21 Fuß große Familienboot, welches auf dem Main gesegelt wurde, ab und widmen sich ihrer Globe 5.80. Das Selbstbau-Kit ist bestellt, die Garage zur Werft umgebaut: Ausgestattet mit dem Wissen und baulichen Fertigkeiten eines durchschnittlichen Heimwerkers, gehen es die Beiden an. Auch wenn „präzisionsgefrästes Selbstbau-Kit“ mit detaillierten Plänen nach „einfaches Riesen-Puzzle“ klingt, der Bau hat durchaus Herausforderungen.
Wo der Zuschnitt-Dienstleister „optimiert“ hat, stimmt der Plan nicht mehr. Das Eine zieht das Andere nach sich. Wohl dem, der da vernetzt ist: Ein weiterer toller Aspekt der Globe 5.80 ist die Community. Don McIntyre motiviert und fordert alle Teilnehmer auf, nicht nur die Außenwelt in Form von Blogs, YouTube-Kanälen oder Social Media-Postings am Baufortschritt teilhaben zu lassen, er fördert und wünscht sich auch, dass sich die Teilnehmer untereinander vernetzen. Um sich gegenseitig zu helfen. Tobias und Simone haben mit Hilfe der Community viele Ihrer eigenen Probleme schnell lösen können.
Die Werft daheim
Und so entsteht ein Spant nach dem anderen. Immer sicherer wird der Umgang mit den vorgefertigten Teilen, das richtige Mischungsverhältnis für den Epoxy-Klebstoff ist schnell gefunden, bei den Werkzeugen trennt sich die Spreu vom Weizen. Mit jedem Schritt, den sie in den Bauplänen abhaken können, wächst die Zuversicht, dass sie es schaffen. Und natürlich der Stolz.
Tobias erzählt uns mit glänzenden Augen, dass es dann vor allem jener Moment war, an dem er die fertigen Spanten und Schotten endlich in der richtigen Reihenfolge vom Heck bis zum Steven in das Fertigungsgerüst stellen konnte. Zum ersten Mal war MAKANI, so der Name ihres Mini-Racers, als echte Yacht in voller Größe zu sehen: Und auch wenn 5 Meter und 80 Zentimeter so ziemlich das kleinste ist, mit dem man an einem Offshore-Rennen teilnehmen kann, es wirkt riesig in der eigenen Garage!
Tobias und Simone haben drei Kinder. Man kann sich den Balanceakt vorstellen, den eine so lebhafte Familie, das normale Arbeitsleben und die heimatliche Schiffswerft den Beiden abverlangen. Aber sie schaffen es, denn ein Traum treibt sie an: Bei der nächsten, der dritten Globe 5.80 Transat wollen sie am Start sein. Denn eine Regelanpassung erlaubt nun auch die Teilnahme als Doublehand-Team!
Kleines Boot für große Träume
Das wird ganz sicher die Bordroutine, das Steuern, die Navigation und die Sicherheit verbessern. Es stellt das Paar aber auch vor ganz neue Herausforderungen: Zwei Menschen brauchen die doppelte Menge an Wasser und an Verpflegung, zum Beispiel. Zudem kann die extreme Enge an Bord – unter Deck kann man sich kaum der Länge nach ausstrecken – zu Spannungen führen. Boote, das wissen Segler nur zu genau, sind „Sozial-Reaktoren.“
Aber das schreckt Tobias und Simone nicht ab: Wenn man ein Boot gemeinsam gebaut hat schweißt das wahrscheinlich nochmal ganz besonders eng zusammen. Eine profunde und einmalige Erfahrung für die Beiden, ganz sicher! Und so komplett ohne Übung sind sie im Segeln auf kleinen Booten ja auch nicht: Wo sich andere Segler mit jedem Boot vergrößern, sind sie immer kleiner geworden. Vom ersten 22 Fuß-Backdecker über den noch kleineren 21-Fuß-Daysailer zu jetzt knapp unter 6 Metern. Antizyklisch, aber erfolgreich.
Jetzt im Winter passiert recht wenig in der heimatlichen Garagen-Werft: Die Temperaturen sind zu niedrig, um sinnvoll zu arbeiten. Tobias und Simone schmelzen daher in einer abenteuerlichen Aktion kurz vor Heiligabend über 90 Kilogramm Alt-Blei und gießen die beiden Bleibomben-Hälften für den Kiel, Simone überlegt sich, ob sie nicht im beheizten Gästezimmer mit dem Ruderblatt beginnen können: Der Frühling kann ihnen nicht schnell genug kommen!
Keine Kompromisse bei den Segeln
Apropos Frühling: Der ist ewig auf den Kanaren, wo letztes Wochenende Christian Sauer mit seiner ARGO in See sticht. Tobias besucht ihn, hilft bei den letzten Vorbereitungen: Die Beiden kennen sich aus der Builder´s Community, sind mittlerweile Freunde geworden. Es scheint, als gehe Don McIntyres Idee auf. Ist das nicht genau diese weltumspannende Gemeinschaft, die wir alle am Segeln so toll finden?
Stolz sieht sie aus, die kleine ARGO, wie sie mit gerefftem Groß aus der Marina Rubikon in See sticht: Hoch am Wind, den mächtigen Ozean in Angriff nehmend. Wir wünschen ARGO, ihrem Skipper und allen Teilnehmern der Globe 5.80 Mini Transat Challenge ein spannendes, fröhliches und vor allem sicheres Rennen nach Antigua: Mögen Euch unsere QUANTUM-Segel schnell rüberfliegen lassen!
Mehr zum Baufortschritt der MAKANI von Simone & Tobias lesen Sie hier
Zum Live-Tracker der Class 5.80 Mini Transat Challenge