Einen solchen Renn-Erfolg gab es noch nie …
… das zumindest bestätigt uns sogar der DSV, bei dessen Regatta-Experten wir zur Sicherheit noch einmal nachgefragt hatten. Haben Sie die Nachricht letzte Woche auch vernommen? Die deutsche Rennyacht BEST BUDDIES um Skipper Kay Wrede gewinnt den prestigeträchtigen Regatta-Klassiker Aegean 600. Das Besondere daran: Die Yacht kann die Gesamtwertung sowohl nach ORC wie auch nach IRC für sich entscheiden.
Dass wir das so bemerkenswert finden, hat einige Gründe. Zum einen kann das unseres Wissens nach – und nun auch von externen Quellen bestätigt – noch nie vor, dass ein Boot dieses Rennen in gleich beiden Rating-Systemen gewonnen hat. Und zum anderen ist es die Yacht selbst: BEST BUDDIES ist eben keine der flachen, durchoptimierten Renn-Flundern aus Carbon, sondern eine von Ron Holland designte Swan 441 R, die 1979 (!) gebaut worden ist. 1997 hat BB dann eine vollwertige Inneneinrichtung erhalten. Glücklicherweise sind alle Möbel aus superleichtem Divinycell gebaut worden – dennoch schick mit Echtholzfurnier! Highlight sind Bar und Kaminofen im Salon. Damit ist BEST BUDDIES unter allen Cruiser/Racern ein sehr ungewöhnliches Schiff!

Die Yacht segelt seit 2013 mit einer kompletten Garderobe von QUANTUM SAILS und unser Sven Krause ist so etwas wie Sailing Master für die Crew der Yacht. Sven war bei vielen Regatten an Bord. Wir möchten in diesem Blog-Artikel die spannende Geschichte der BEST BUDDIES erzählen, wie die Yacht ab 2013 unter neuer Eignerschaft für den Regatta-Einsatz aus- und umgerüstet wurde und wie sie weiterentwickelt wurde. Eine Botschaft jedoch wollen wir gleich ganz am Anfang dieses Artikels hervorheben: Die konstant guten Rennergebnisse von BEST BUDDIES und nicht zuletzt der Gewinn des Aegean 600 beweisen, dass auch sogenannte „GfK-Klassiker“ – mit immerhin 46 Jahren auf dem Buckel – durchaus ganz vorne im Regattazirkus mitmischen können! Kommen Sie mit an Bord.
Vom Stripped-out Racer zum Racer-Cruiser
Die Geschichte der BEST BUDDIES beginnt 1979 mit ihrem Bau bei Nautor´s Swan. Damals wie heute stehen die finnischen Yachten für top Design, eine hochwertige Bauausführung und vor allem, für beeindruckende Performance. Den Namen Ron Holland müssen wir in diesem Zusammenhang sicherlich nicht erklären. Was BEST BUDDIES angeht, so setzen die ersten Eigner noch einen drauf: Die Yacht wird komplett ohne Interieur ausgeliefert, ist also als reiner Racer konzipiert, damals auch für die Admiral´s Cup-Teilnahme. Susann und Kay Wrede, letzterer der Bruder von Peter Wrede, erwerben das Boot Ende der Neunziger zusammen mit Freunden. Daher der Name BEST BUDDIES. Irgendann wird die Yacht verkauft, aber Susann und Kay kaufen sie bald zurück. Und versprechen ihrem Schiff, es nie wieder zu verkaufen!

Schon damals führen Susann und Kay Wrede die gute Tradition der Yacht fort und nehmen an allerlei Regatten teil, durchaus mit Gewinn-Ambitionen und motivierter Crew. Doch das Projekt zündet noch nicht so richtig. Und so wird irgendwann Sven Krause eingeladen, mit Sachverstand, Segelkompetenz und der notwendigen Kreativität BEST BUDDIES aus Segel-Sicht zu unterstützen. Sven erzählt, dass alles mit einem Spinnaker startet: „Nach einer Trainings-Session gab ich das zwar etwas großspurige, aber dennoch ernstgemeinte Versprechen ab, dass BB mit neuen Quantum-Spis einen Knoten schneller segeln würde …“ Gesagt, getan. Die Performance zog spürbar an, von da ab waren Sven und QUANTUM SAILS gesetzt.

Was folgt ist eine Phase, die geprägt ist durch das genaue Vermessen, Konzipieren und Produzieren einer komplett neuen und genau auf BEST BUDDIES abgestimmten Segel-Ausstattung. Dass gleichzeitig ein Carbon-Rigg angeschafft wird, vergrößert den Spielraum und die Trimm-Möglichkeiten: QUANTUM SAILS liefert nach und nach die neuen Segel. „Und so ging es im Prinzip los“, erinnert sich Sven: „Wir begannen, mit BEST BUDDIES vorne mitzusegeln. Es folgten sehr gute Rennergebnisse und sogar der eine oder andere Pokal.“ Die Yacht und ihr unverwechselbarer Name werden zu gerne gesehenen und respektierten Gegnern auf den Regatta-Kursen.

Nordseewoche, Gotland Rundt oder das Fastnet Race werden von BEST BUDDIES ebenso gerockt, wie mehrere Middle Sea Races, Swan Cups, Giraglia und das Caribbean 600. Die längste Regatta war die NRV-Jubiläumsregatta über den Atlantik von Bermuda nach Hamburg! Ein sehr ambitioniertes und aufwändiges Programm! Und nun eben das Aegean 600 – mittlerweile ebenfalls durchaus als Klassiker zu bezeichnen und mit 605 Seemeilen ebenso lang ist wie der originale Fastnet-Kurs – der Offshore-Klassiker schlechthin.
Segel-Power Dank Fusion M und maßgeschneidertem Spinnaker-Setup
Bevor wir ins Rennen selbst einsteigen, schauen wir uns die Segelgarderobe von BEST BUDDIES einmal genauer an. Selbstverständlich haben sich Kay und Crew bei der Wahl des Segeltuches für die Amwind-Segel für unsere Racing-Laminate Fusion M entschieden. Die Materialeigenschaften dieser Segel sind gerade für den Regatta-Einsatz optimal: Perfekte Segelshapes sorgen für maximalen Vortrieb, die Segel sind sehr gut trimmbar und reagieren auf kleinste Veränderungen. BEST BUDDIES fährt überlappende Genuas bis 136% LP – nicht ganz so groß, wie es 1979 üblich war, aber dafür besser für das Rating in ORC und IRC. Das “Rating Game” zu beherrschen und die Schiffe der Kunden für ORC oder IRC zu optimieren gehört für Segelmacher zu den Kernkompetenzen. Groß- und Vorsegel sind natürlich aus Fusion M.

Das Loft in Flensburg liefert die Segel. Besonders hervorzuheben ist das aktuelle Offshore-Großsegel der BEST BUDDIES: Dieses hat schon richtig Meilen gemacht, wie Sven Krause erzählt: „Das Segel hat das Transatlantik-Rennen 2018 hinter sich und einige weitere Langstrecken, die das Schiff danach gesegelt ist. Alles harte Regatten am Belastungslimit. Jetzt ist es schon einige Jahre an Bord und hat sicherlich einige tausende Seemeilen auf dem Buckel.“ Auch nach dem Aegean 600 lautet das Feedback von Bord: Das Segel ist in einem absoluten Top-Zustand! Es beweist, dass die hervorragenden Materialien des Fusion M7-Segels (in diesem Fall mit einer VX-Oberfläche) und sorgsamer, pfleglicher Umgang trotz hartem Regatta-Einsatz eben doch sehr langlebig sind!

Neben den Amwind-Segeln ist BEST BUDDIES für das Aegean 600 mit drei symmetrischen Spinnakern an den Start gegangen: S1, S2 und S4. Dabei werden Segel mit geraden Zahlen als “Runner” bezeichnet, die sind also vor ausgesprochene Vorwind-Kurse optimiert. Segel mit ungeraden Zahlen sind für Reaching-Kurse konstruiert. Je kleiner die Zahl, desto geringer die Windgeschwindigkeiten, bei denen sie zum Einsatz kommen – was im übrigen auch für die asymmetrischen Gennaker gilt.
Im Glutofen durch den Meltemi
Das Aegean 600 gilt als besonders anspruchsvolles Mittelmeer-Rennen. Das liegt vor allem an dem wunderschönen Kurs dieses jungen Klassikers. Gestartet wird etwa 70 Kilometer südlich von Athen am Kap Sounios, passenderweise in Sichtweite des Poseidon-Tempels. Es geht dann nach Süd-Südosten durch die Ägäis, wobei man die Insel Milos (wie die Venus von Milo gefunden wurde) an Backbord zu lassen hat. Gleiches gilt für die wunderschöne Insel Santorini. Am südlichen Ende des Kurses umrundet man Kasos und Rhodos ebenfalls an Backbord, ehe es zurück auf Nord-West-Kurs in das Gewirr der Ägäis geht.

Das Rennen ist 2025 von dem ganzen Spektrum erwartbarer Winde und Wetterbedingungen geprägt. Wie Skipper Kay Wrede es sagt: “Von 0 bis 35 Knoten war diesmal alles drin!“ Besonders hat die große Hitze allen zu schaffen gemacht, die an Bord von BEST BUDDIES bis zu 40 Grad im Schatten erreichen konnte. Gepaart mit einer fast 100%igen Luftfeuchtigkeit unter Deck waren dies bisweilen harte Bedingungen. Verstärkt wird das ganze dann von einem wütenden Meltemi mit kurzen Wellen, der für jede Menge überkommendes Wasser und entsprechend nasses Segeln an der Kreuz sorgt. Und auch nachts kommt kaum Abkühlung – geschweige denn etwas weniger Rennstress. Aber die BEST BUDDIES ist ein “Nightfighter” (so werden die Buddies in einem Kommentar bezeichnet) und punkten bei deisem Rennen gegen ihre Gegner vor allem in der Nacht!

Das heißt: Es war eine absolute Crew-Leistung, die BEST BUDDIES in einem hochkarätigen Feld an die Spitze zu segeln. Zahlreiche Segelwechsel, genaue Kenntnis des eigenen Schiffes und seines Potentials und Geduld, wenn es nötig war. Natürlich müssen auch Kurs und Timing passen: So konnte BEST BUDDIES mit ihren Spinnakern oft tiefer und näher an der Rhumb-Line fahren, als ihre Gegner mit Gennaker. BB hat so wertvolle Meilen gespart. Und am Wind kreuzen kann ein Schiff dieses Alters sowieso!

Crew, Taktik und die Segel sind für den Regatta-Sieg entscheidend
Am Ende, das bestätigen Susann und Kay Wrede ausdrücklich, war es der unermüdliche Einsatz der Crew, der diesen Sieg ermöglicht hat. Hartnäckig stellt sich die Crew an Bord dem widrigen Wetter, das Poseidon dem Teilnehmerfeld entgegen wirft – und wird belohnt. Wie gesagt: Es gab noch nie einen (deutschen) Sieg beim Aegean 600 in IRC und ORC gleichermaßen – und wir beglückwünschen die Crew ganz, ganz herzlich zu diesem grandiosen Sieg!

Natürlich spielen Segel bei einer Segelyacht die entscheidende Rolle. Das Beispiel von BEST BUDDIES zeigt, wie eine kontinuierliche Entwicklung, Erfahrung und stetige Anpassungen zu großen Verbesserungen der Performance führen. Gerade Segler auf Serienyachten, die mit den OEM-Segeln der Werften ausgestattet sind, verfügen oftmals über riesiges Potenzial, die Segelleistungen ihrer Boote wie mit einem Booster zu verbessern. Und da muss es nicht einmal um das Gewinnen von Regatten gehen, wie bei BEST BUDDIES: Auch als Fahrtensegler werden Sie sich über mehr Agilität und Segel-Power freuen, versprochen! Und was macht die Crew von BEST BUDDIES? Nach der Regatta ist vor der Regatta! Und schon kommen die ersten Ideen für die nächsten Events… – Sydney-Hobart, das wäre doch mal etwas …?! Aber erst einmal wird BB in den griechischen Inseln cruisen!