Tipps und Tricks zum Einstellen der Lattenspannung
Wenn Sie ein Boot mit einem klassischen, durchgelatteten Großsegel (Fullbatten Mainsail) besitzen, dann steht mindestens einmal im Jahr das Einziehen der Segellatten an. Nämlich im Frühling, wenn Sie Ihre Yacht aus dem Winterschlaf wecken und aufriggen. Wir möchten Ihnen in diesem Artikel aufzeigen, worauf bei der Installation und dem Einstellen der optimalen Lattenspannung zu achten ist.
Zunächst einmal grundsätzlich: Wenn ein Segel mit horizontalen oder vertikalen Lattentaschen designt ist, ist die Qualität der mitgelieferten Segellatten ausschlaggebend für Performance und Performance-Lebensdauer des Segels. Auch das teuerste Segel aus Carbon und Aramid wird mit einfachen, unverjüngten Fiberglas-„Brettern“ nicht vernünftig stehen. Im schlimmsten Fall können ungeeignete Latten Segeltuch und Segelprofil sogar beschädigen! Die Auswahl geeigneter und langlebiger Segellatten ist beinahe genauso wichtig wie die Wahl des Segelmaterials! Dazu später mehr.

Die Lattenspannung (genau genommen müsste es „Latten-Kompression“ heißen) im Segel ist absolut essenziell, um auf See das Profil durch Trimmen zu optimieren und so mehr Performance aus Ihrem Segel herauszuholen. Profis stellen die Segellattenspannung daher nicht nur ein Mal im Frühling ein, sondern passen diese laufend an die aktuellen Bedingungen an. Auch Fahrtensegler können hiervon profitieren, denn ähnlich wie der Reifendruck in Ihrem Auto, hat die Lattenspannung einen Einfluss (wenn auch oft unbemerkt) auf die Segel-Performance.
Die richtige Balance für die Segellattenspannung finden
Lattenspannung – „Ist das jetzt schon zu viel – oder noch zu lasch?“ Diese Frage stellen Sie sich als Segler sicher auch, wenn es um die Justierung geht. Woran erkennt man das eine oder das andere?
Keine ausreichende Spannung:
Dies ist unserer Erfahrung nach der häufigste Fall. Zu erkennen an Falten im Segel, die quer zur Lattentasche im Segel verlaufen. Oder am Vorliek ist eine Falte hinter dem Lattenbeschlag zu sehen. Dann muss mehr „Dampf“ auf die Latte(n)! Das Ziel ist ein Segel, das entlang der aller Lattentaschen keine Falten zeigt.
Es kann sein, dass sich die Falten erst nach dem ersten Segeln bilden. Vor allem Dacron-Segel dehnen sich unter dem Druck der Lattenspannung. Dann muss nachgearbeitet werden.

Es kann aber auch anders herum sein, dass Sie zu viel Spannung auf die Latte gegeben haben. Bei zu viel Lattenspannung:
Wenn die Latten mit erheblichem „Überdruck“ im Segel montiert sind, können Falten vom Lattentaschenverschluss am Achterliek oder am Vorliek am vorderen Lattenende im Segel auftreten. Ein anderes Problem: Die durchgehende Toplatte will bei Wende oder Halse trotz aller Tricks partout nicht auf den anderen Bug „durch-fluppen“. Dann ist die Latte entweder zu hart vorgespannt. Oder die Segellatte selbst ist für die aktuellen Bedingungen zu steif.
Segellatten richtig im Segel einsetzen
Die Latten – und zwar genau die richtige Latte in die jeweils für sie vorgesehene Lattentasche! – werden zunächst einfach in die Tasche eingeführt. Je nach Bauart passiert das am Achterliek oder – wenn die Lattentasche achtern verschlossen ist – am Vorliek. Achten Sie darauf, dass das dickere Ende einer verjüngten Segellatte zum Achterliek kommt. Das verjüngte Ende gehört nach vorn oder bei vertikalen Lattentaschen nach unten. Also: Das dicke Ende immer zum Achterliek!

Es gibt viele verschiedene Lattentaschen-Verschlüsse und Beschläge. Sie alle hier im einzelnen zu erklären sprengt den Rahmen. Hier nur die wichtigsten:
- Kleinere Segel werden oft mit einer Gurtband-„Zunge“ mit Klettband gefertigt („Velcro Stuff“). Das Gegenstück zum Klett ist in der Lattentasche eingenäht. Prüfen Sie sich immer erst einmal, wo sich das Klettband befindet. Eine Hilfslatte ist erforderlich, um die Lattentasche zu schließen und Spannung auf die Latten zu bringen. Die Hilfslatte wird auch eingesetzt, um die Segellatte zu entfernen.
- Größere Segel werden achtern oft mit einem Zurr-System gefertigt, bei dem ein Bändsel mehrfach zu einer kleinen Talje geschoren wird. Damit können die notwendigen höheren Lattenspannungen erzeugt werden. Das ist funktional, hält ein Segelleben lang und verschwindet unsichtbar unter einer Abdeckung.
- Durchgelattete Segel werden in den meisten Fällen mit Lattenaufnahmen aus Kunststoff oder Aluminium am Vorliek gebaut. Diese Beschläge stellen eine feste Verbindung zu einem geeigneten Mastrutscher her. Das garantiert perfekten Segelstand auf allen Kursen. „Ordentliche“ Lattenaufnahmen erlauben der Segellatte eine Drehung, wenn das Segel geborgen ist und auf dem Baum gepackt wird. Wenn die Latte nicht rotieren kann, kann es sein, dass sie nach ein paar Tagen oder Wochen wie ein Korkenzieher aussieht. Das sieht im Segel nicht gut aus …
Manche Lattenbeschläge haben eingebaute Spannvorrichtungen. Damit kann die Lattenspannung besonders einfach justiert werden.

Großsegel anschlagen - am einfachsten so:
Wie gehen die Profis vor? Wenn wir ein Großsegel anschlagen, legen wir es zunächst auf der Lee-Seite auf das Laufdeck. Natürlich sollte das sauber sein. Dann schlagen wir den Hals an und danach die Schotecke.

Erst dann – und wirklich ers dann! – sind anschließend die Segellatten an der Reihe.
Am besten, Sie ordnen die Segellatten der richtigen Reihenfolge nach vor. Durchnummeriert von oben nach unten (mit einem Edding auf die Latte geschrieben) hilft das ungemein.
Wenn die Latte in der Lattentasche ist und Sie Lattenspannung erzeugt haben, testen Sie das Ergebnis. Nehmen Sie das Segel an der Segellatte am Achterliek in die Hand und heben diese an. Es sollten keine Falten erkennbar sein und die Spannung der Latte biegt das Tuch leicht durch. Wippen Sie die Latte auf und ab. Sie sollte einfach „durchfluppen“, wie sie das bei einer Wende oder Hals macht. Wenn Sie viel Kraft aufwenden müssen, ist die Lattenspannung vermutlich zu hoch.
Natürlich ist das vor allem eine Sache der Erfahrung und erfordert Übung.
Probieren Sie es aus und schauen Sie, wie das Segel steht und sich verhält. Dann haben Sie bald das richtige Gefühl für die Lattenspannung an Ihren Segeln!
Während des Segelns: Die Lattenspannung des Großsegels checken.
Bei Profi-Crews auf Regatten ist der Check der Lattenspannung des Großsegels direkt nach dem Setzen einer der ersten Jobs. Noch bevor man sich mit Großschot, Traveller oder Segel-Twist beschäftigt, stellt daher die Lattenspannung das allererste Tuning-Mittel für den aktiven Segler dar. Das können auch Sie so handhaben: Sie legen also ab, setzen das Großsegel und bringen die Yacht an den Wind.

In moderaten Windbedingungen (zwischen 10 bis 12 Knoten TWS) sollten die Segellatten einfach und ohne Druck die Seite der Biegung wechseln, wenn Sie Wendemanöver fahren. Schauen Sie nach oben im Segel auf die Lattentaschen, ob Sie dort eventuell Falten erkennen können. Sie wissen es bereits: Diese sind ein Anzeichen für zu wenig Spannung.
Prüfen Sie also hin und wieder einmal, ob die Lattenspannung passt. Zu Beginn der Saison kann ein Nachtrimmen erforderlich sein. Aber dann sollte eine einmal gefundene Einstellung für den Rest der Saison funktionieren.

Ausnahme ist natürlich der unterste Windbereich unter 6 oder 7 Knoten Wind: Hier kann es sein, dass die Toplatte nach einer Wende oder Halse noch auf dem alten Bug bleibt. Wir nennen es „invertiert“. Oft hilft ein kräftiger Ruck an der Großschot. Wenn das nicht hilft, kann der Großschot-Ruck mit einem gleichzeitigen Reißen an der Kickertalje kombiniert werden. Das ist also ein Job für mindestens zwei Crew-Mitglieder. Das mag nerven, es ist aber schwierig bzw. unmöglich, Großsegel und Lattensatz gleichermaßen für 3 und auch für 30 Knoten zu optimieren. Seien Sie als bitte nicht zu streng mit Ihrem Segelmacher!
Runde oder flache Latten: Welche sind besser?
Wie bei fast allem an Ihrer Segelyacht sind natürlich auch die Segellatten in verschiedenen Qualitäten zu bekommen.
Grundsätzlich sind Segellatten mit rechteckigem Querschnitt besser geeignet, weil sie unter Druck kaum zur Seite ausweichen wollen. Stauchdruck setzen rechteckige Latten in eine (definierte) Biegekurve um. Runde Segellatten hingegen tendieren zum sogenannten „Snaking“ – in einer normalen Lattentasche kann eine runde Latte auch seitlich ausweichen und sich „schlängeln“. Das ist nicht gut für das Segelprofil. Rundstab-Latten erfordern deshalb Lattentaschen, in den die Stäbe eng eingebunden sind.

Runde Segellatten haben lediglich den Vorteil, dass sie im Prinzip überall auf der Welt erhältlich sind. Segel, die für Rundstablatten ausgelegt sind, können dann selbst an den entlegensten Orten mit irgendwelchen GfK-Ersatzlatten bestückt werden.
Eine Ausnahme bilden Inmast-Furling-Segel mit durchgehenden vertikalen Segellatten. Für diesen Einsatz sind Rundstablatten die richtige Wahl, weil Sie unanfällig gegen den oben bereits erwähnten Korkenzieher-Effekt sind.
Segellatten in Ihren QUANTUM SAILS
In fast allen Segeln werden also Segellatten mit rechteckigem Querschnitt eingesetzt. Die Materialauswahl reicht dabei von einfachem GFK über Vinylester oder Epoxy-Laminaten bis hin zu Carbon und Carbon/S-Glass-Konstruktionen. Es gibt unverjüngte Profile, aber die meisten Segellatten sind verfüngt – zumindest bei QUANTUM SAILS. Wir wählen jede einzelne Latte für Ihr Segel aus einem schier endlosen Spektrum von Materialart, Profilbreite, Profildicke und Profilierungsart aus. Damit jede Latte bestmöglich an ihrem Platz im Segel funktioniert!
Profilbreite und Profildicke definieren im Zusammenspiel die generelle Biegesteifigkeit.

Die Profilierungsart oder Verjüngung für eine durchgehende Segellatte ist so kalkuliert, dass die Profiltiefe an der optimalen Position sitzt. Kurze („intermediate“) Segellatte, deren vorderes Ende im Segel endet, werden vorn besonders biegsam verjüngt („Flex Tip“). Das mindert die Alterung des Segeltuchs am Lattenende und unterstützt das Segerlprofil bei allen Bedingungen perfekt und störungsfrei.
Nutzen Sie unser Knowhow und unsere Erfahrung
Sie sehen: Schnelle Segel, Top-Performance und einfacher Trimm sind mehr als die aktive Arbeit an Großschot und Traveller. Es geht schon früher los – bei Beratung, Spezifikation und Design Ihrer neuen Segel. Nutzen Sie das Knowhow und die umfassende Erfahrung unserer Segelberater, Segeldesigner und Segelmacher bei Quantum! Es lohnt sich. Auch langfristig!
Alles zu Segeln, Segeltuchen, optimalen Beschlägen und natürlich den Segellatten erfahren Sie bei einem persönlichen, unverbindlichen Beratungsgespräch in Ihrem QUANTUM-Loft.