by Sven Krause Sven Krause

Die perfekte Besegelung für Fahrtensegler

Rigg, Reff, Segeltuch, Segelschnitt, Segellatten - alles muss passen

Es gibt kein universelles Segelstell, das für alle Fahrtensegler gleichermaßen passt. Von Segelmaterialien und Segelkonfiguration über die Wahl der richtigen Großsegel und Vorsegel bis zu Downwind- und Code-0-Segeln ist es wichtig, möglichst viel über die Optionen und Alternativen zu wissen. Dann können Sie Ihre perfekte, individuelle Besegelung zusammenzustellen.
SEGELTUCH und SEGELSCHNITT

Bevor Sie einzelne Segeloptionen in Betracht ziehen, ist es wichtig, ein wenig über die Eigenschaften von Segeltuchen zu verstehen. Es gibt im Wesentlichen zwei Familien: Konventionelle gewebte Segel und Laminat-Segel. Abgesehen vom Preis liegt der Hauptunterschied zwischen den beiden in Performance und Lebensdauer.

Für die meisten Segler geht es bei der Performance weniger um Bootsgeschwindigkeit und mehr um die Kontrolle von Krängung und Ruderdruck, also Komfort. Ein schlechtes Segelprofil ist der Hauptverursacher von Performance-Problemen. Weil unerwünschte Verformung des Segelprofils immer zu Lasten von Performance und Komfort gehen, liegt der Schlüssel zum Bau des besten Segels darin, die Materialdehnung zu reduzieren. Und hier sind Laminat-Segel oder – noch besser – so genannte Membran-Segeln (Fusion M) klar im Vorteil.

QuantumSails-Segeltuche für Fahrtensegler
Eine riesige Auswahl von Segeltuchen für Fahrtensegler!

In Geweben ist immer eine konstruktive Dehnung versteckt. Das nennt sich „Crimp“ oder auf Deutsch „Einarbeitung“. Damit wird das Auf und Ab der Fasern im Verbund aus Kett- und Schussfasern beschrieben. Wird das Tuch belastet muss zunächst die Einarbeitung überwunden werden, erst dann tragen die einzelnen Fasern die Belastung. Das macht sich als Anfangsdehnung bemerkbar. In Laminat-Segeln hingegen werden die Fasern fast ausschließlich als so genannte Inserts in gerader, vorgestreckter Form eingebracht. So nehmen alle Fasern im Laminatverbund unmittelbar und sofort die Lasten auf. Eine konstruktive Dehnung wie im Gewebe gibt es kaum. Hinzu kommt die Tatsache, dass in Laminat- und Fusion M-Segeln nicht nur Polyester („Dacron“) verarbeitet wird, sondern häufig auch hochfeste Fasern. Dazu zählen UPE-, Aramid- und sogar Carbon-Fasern. Das Ergebnis sind Cruising-Segel, die Dehnungen bis zu 500 Prozent besser widerstehen als traditionell gewebte Segeltuche.

Das Thema Segeltuch ist leider komplex. Nehmen Sie sich deshalb Zeit, um das richtige Segelmaterial für Sie, Ihre Bedürfnisse und Ihr Budget zu erkunden. Unsere Segelexperten helfen Ihnen gern dabei.

Segeltuch-Dacron-Gewebe
Gut zu erkennen: Crimp - das Auf und Ab der Fasern im Gewebe.
Faser-für-Segel
Für Segeltuche werden die unterschiedlichsten Fasern verarbeitet.
DAS GROßSEGEL

Das Großsegel ist das am häufigsten benutzte Segel. Es muss den gesamten Windbereich abdecken. Wenn es um das Großsegel geht, sind gute Segellatten ein entscheidender Faktor. Latten sind wie das Gerüst eines Zeltes: Sie bieten die dringend benötigte Struktur und Unterstützung, um Segelprofil und Lebensdauer zu erhalten. Meistens ermöglichen und stützen die Segellatten in erster Linie die positive Achterliekrundung („roach“) – ohne Segellatten wäre diese Form nicht möglich. Sie sorgen für einen geraden Austritt am Achterliek. Für Fahrtensegler erleichtert die durchgelattete Ausführung auch das Segelhandling. Die richtige Lattenkonfiguration ist also entscheidend für Performance, Handhabung und Lebensdauer!

> weitere Informationen zum Thema Großsegel

Bei Großsegeln sind drei Handling-Systeme verbreitet: Bindereff, Inmast-Furling / Rollmast und Inboom-Furling / Rollbaum-Systeme. Die Art dieses Handling-Systems entscheidet bereits über die wesentlichen Kennzeichen der Segellattenanordnung. Des Weiteren entscheiden Größe Ihres Bootes über die Lattengröße, den Typ, das Material und letztendlich Kosten.

Bei der Auswahl eines der drei Handling-Systeme ist die persönliche Gewichtung von Performance und Komfort ausschlaggebend:

Masten mit Bindereff sind der übliche Standard. Das Verfahren wird auch als Stephens-Reff oder Slab-Reef (engl.) bezeichnet. Je nach Schiffsgröße und Komfortanspruch erleichtern leichtgängige Mastrutschersystem, Lazyjacks oder Stackpack mit daran angeschlagenen Lazyjacks und Einleinen-Reff das Handling. Der Begriff “Bindereff” ist etwas irreführend, da Ergänzungen wie Lazyjacks, Lazypack oder Stackpack das Wegbinden und Sichern des gerefften Teils des Großsegel überflüssig machen. 

Standard-Masten mit Bindereff-Großsegeln sind nach wie vor erste Wahl für alle, die maximale Performance aus Ihrem Schiff holen möchten. Alle Alternativen bergen unterschiedliche Nachteile hinsichtlich Gewicht des Mastes oder Segelperformance und Trimmbarkeit.

Großsegel-Reffsysteme-Bindereff-Standardreff-Selden-Quantum-Sails
Bindereff oder Standard-Reff: Die achtere Reffleine mit laufendem Palstek (Skizze: Selden).

– Einleinen-Reffsysteme sind eine praktische Ergänzung zum Standard-Reff/Bindereff. Vorausgesetzt, dass Fallen und Strecker zum Cockpit geführt sind oder geführt werden können, erlaubt ein Einleinenreff ein schnelles Einreffen und Ausreffen aus dem Cockpit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Einleinen-Reffsystem zu realisieren. Viele Serienschiffe sind bereits damit ausgerüstet. Wo dies noch nicht der Fall ist, muss geprüft werden, ob eine Nachrüstung möglich ist. Ggf. kann es sinnvoll sein, einen neuen Baum mit integriertem Einleinenreff (z. B. von Selden) zu installieren.

Großsegel-Einleinen-Reff-Schema
Schematische Darstellung eines einfachen Einleinen-Reff-Systems (Skizze: Z-Spars).

Eine hierzulande relativ unbekannte Bergehilfe für Großsegel ist das Dutchman-System. Vertikale Führungsleinen machen Lazyjacks überflüssig und sichern das Segel in jeder Situation auf dem Baum, ohne die Segeleigenschaften nennenswert zu beeinträchtigen.

Großsegel bergen einfach gemacht mit Dutchman-System
Dutchman-System mit den vertikalen Führungsleinen in Rot.

Inmast-Furling- oder Rollmasten werden von allen großen Mastherstellern angeboten. Das Mastprofil ist in zwei Kammern unterteilt. Die achtere Kammer ist offen und in der Kammer ist ein Rollreffprofil ähnlich dem der Vorsegel-Rollreffanlage montiert. Darin ist das Vorliek des Großsegels geführt. Das Rollreffprofil wird manuell, elektrisch oder hydraulisch angetrieben gedreht und das Segel ein- und ausgerollt. Das Großsegel kann in einfachster Form ohne Segellatten geschnitten sein oder wenn es komplexer wird, von einer Kombination vertikaler, durchgehender und kurzer Segellatten gestützt werden. Leider ist festzuhalten, dass diese vertikalen Segellatten relativ wenig für den Stand des Segel tun. Ausschlaggebend für Profiltreue, Trimmbarkeit und Performance des Inmast-Rollgroßsegels ist vielmehr die Qualität von Segeltuch, Segelschnitt und Segeldesign.

Ein Nachteil von Inmast-Furling-Masten ist das deutlich höhere Gewicht des Mastprofils. Wenn es aber um maximalen Bedienkomfort und weniger um Performance geht ist ein Inmast-Furling-System eine sehr gute Wahl.

Inboom-Furling- oder Rollbaum-Systeme sind mittlerweile sehr gut entwickelte Systeme, die sicher funktionieren und eine gute Synthese aus Bedienkomfort und Performance bieten. Hersteller der Rollbäume und die führenden Segelmacher können mittlerweile exzellente Pakete aus Rollbaum und Segel liefern, die unter Beachtung einiger weniger einfacher Regeln absolut zuverlässig funktionieren.

Der Großbaum ist bei diesen Systemen ein vergleichsweise großes Profil und oben offen. Im Baum wird ähnlich wie beim Rollmast eine dicke Reffstange angetrieben, um die sich das Großsegel mit horizontalen Segellatten aufrollen läßt. Der Antrieb der Stange kann auch hier manuell, elektrisch oder hydraulisch erfolgen. Je nach Präferenz des Eigners und natürlich Geldbeutel. Im Falle einer Umrüstung kann das vorhandene Mastprofil weiter verwendet werden. Dann wird eine Schiene für Kopfbrettwagen und Vorliektau montiert und der Lümmelbeschlag umgebaut.

Die Trimmbarkeit des Inboom-Großsegels erfolgt maßgeblich über Vorliekspannung und Mastbiegung. Da die wenigsten Rollbaumsysteme über eine Einrichtung für die dynamische Verstellung der Unterliekspannung verfügen, entfällt diese wichtige Trimmeinrichtung bei den allermeisten Rollbaumsystemen.

Rollbaumsysteme sind die richtige Wahl für Eigner größerer Yachten ab 40 Fuss, die einen guten Kompromiss aus Bedienkomfort und Performance suchen.

DIE VORSEGEL

Die meisten Segelinventare sollten mindestens zwei Vorsegel enthalten: ein Allround-Segel und eine Arbeitsfock bzw. Schwerwetterfock. Die Art des Segelns, das Sie betreiben, die Takleung und spezifische Bedürfnisse bestimmen jedoch die endgültige Anzahl der Vorsegel. Langfahrt- und Offshore-Segler benötigen beispielsweise eine breitere Palette von Vorsegeln, um sicher zu segeln, während Wochenend- und Sommertour-Segler mit einem kleineren Inventar auskommen können.

Die Arbeits- oder Schwerwetterfock ist ziemlich unkompliziert, da sie meistens ein LP (kürzeste Entfernung vom Schothorn zum Vorliek) zwischen 85 und 100 Prozent von „J“, dem Abstand vom Mast zum Vorstagbeschlag, haben. Häufig wird auch das Vorliek etwas kürzer geschnitten. Es handelt sich um ein robustes Segel für Einsatz ab 16 Knoten Wind und deutlich darüber. Die Fock hilft Ihnen, wenn der Wind zu stark aus der falschen Richtung weht aber Ihre Termine es notwendig machen, trotz des Wetters abzulegen. Oder Sie werden draußen vom schlechten Wtter überrascht.

Je nach Takelung ist das Allround-Vorsegel eine überlappende Genua oder eine nicht-überlappende Fock.

Genua: Ältere Yachten sind überwiegend mit Riggs ausgerüstet, bei denen die Salinge ungepfeilt querab stehen. Die Vorsegel überlappen die Wanten zum Teil deutlich und werden außen um die Wanten und Salinge herum geschotet. Das LP-Maß des Vorsegels (s.o.) ist bis zu 150% groß. Die Allround-Rollgenua wird aber eher zwischen 128 bis 140% LP haben.

Fock: Alle neueren Yachten sind mit Riggs mit ausgeprägt nach achtern gepfeilten Salingen ausgerüstet. Dabei sind die Salinge über die Jahre immer länger geworden. Bei modernen Segelyachten sind die Püttinge ganz aussen am Schandeck angebracht. Das bringt einige konstruktive Vorteile, reduziert aber die mögliche Vorsegelgröße im Vergleich zu älteren Schiffen mit überlappenden Genuas. Je nach Takelung hat die Allround-Fock einer modernen Yacht ein maximales LP von 105 bis 110%. Dafür können diese Segel enger geschotet werden, was die kleinere Fläche auf Amwind-Kursen zum Teil kompensiert. Schnelles Wenden, bei denen nur wenige Meter Schot schnell durchgeholt sind, sprechen ebenfalls für diese Takelung.

Das einfache Handling der Fock wird nur noch durch eine Selbstwendefock (SW-Fock) überboten: Hier ist eine Schiene vor dem Mast montiert, an der der Holepunkt automatisch in der Wende auf die neue Lee-Seite klappt. Ein Bedienen der Schot an der Kreuz ist nur zum Trimmen erforderlich. Nachteil: Das LP-Maß ist je nach Position der Schiene auf 85 bis 90% von „J“ begrenzt. Die SW-Fock ist damit ca. 20% (!) kleiner als eine Allround-Fock.

Die meisten Fahrtensegler werden sich für ein Rollreffsystem für das Vorstag entscheiden. Die Vorsegel können vom Cockpit aus schnell aus- und eingerollt werden. Darüber hinaus können Genua oder Fock auch stufenlos gerefft werden, sofern das Vorsegel als Rollreffsegel konstruiert und ausgerüstet ist und eine Verstellung des Holepunktes weiter nach vorn möglich ist.

Das gilt nicht für die Selbstwendefock! Hier kann der Holepunkt auf der SW-Schiene nicht in vor-/achterlicher Richtung verstellt werden. Das Reffen einer SW-Fock ist deshalb nur in Ausnahmefällen sinnvoll und wird dann zu vorschnellem Verschleiß des Segels führen, weil es nicht vernünftig getrimmt werden kann.

Segelauswahl, Geometrie und Materialwahl von Groß- und Vorsegeln orientieren sich also am Riggtyp und wie Sie segeln möchten. Nachhaltigkeit ist ein weiterer Aspekt, der Beachtung verdient. Unsere Experten beraten Sie gern, wenn Sie eine Frage zur Auswahl von Segeln und Material haben!

VORWIND-Segel – Spinnaker oder Gennaker

Spinnaker sind per Definition symmetrische Segel. Vor- und Achterliek sind gleich lang, das Segelprofil ist Backbord und Steuerbord identisch.Das Handling erfordert einen Spinnakerbaum und mehrere spezielle Schoten: Schoten, Achterholer oder zumindest Barberhauler oder Tweaker, Topnant oder Topping Lift und Spinnakerbaum-Niederholer. Eine Spinnaker-Halse gehört zu den komplexeren Manövern und ist allein kaum sicher darzustellen. Der klassische Spinnaker ist deshalb auf Fahrtenyachten kaum noch zu finden.

Stattdessen haben sich asymmetrische Vorwind- bzw. Reaching-Segel durchgesetzt. Die werden auf Deutsch als Gennaker bezeichnet. Gennaker sind so konzipiert, dass das Vorliek mit einer Halsleine („Tack-Line“) an einem festen Punkt am Bug angeschlagen wird. Vor- und Achterliek sind unterschiedlich lang, das Profil ist mit einer großen, tiefen Genua vergleichbar. An der Schotecke sind zwei Schoten für Backbord und Steuerbord angeschlagen – das ist alles. Manöver mit Gennakern sind deutlich unkomplizierter und vor allem auch allein oder mit ganz kleiner Crew durchführbar.

Spinnaker und Gennaker werden aus Nylon-Gewebe und als Triradial-Design designt und hergestellt. Nylon gibt es in verschiedenen Grammaturen von 30 bis 250g, so dass für jede Segelgröße und jeden Einsatz das geeignete Tuch zur Verfügung steht. Allerdings sind im Cruising-Bereich vor allem zwei Gewichte relevant: 40g und ca. 65g/qm.Dafür stehen zahlreiche Farben zur Auswahl, so dass jeder Eigner sein individuelles Farbdesign zusammenstellen kann. Dafür gibt es online spezielle Apps.

Die richtige Wahl des Gennakers hängt vom scheinbaren Windwinkel ab, den Sie optimieren möchten. Die meisten Fahrtensegler suchen nach einem Gennaker, der „alles“ kann und wählen daher ein Allround-Design A3 für scheinbare Windwinkel von 80-140 Grad. Wenn Sie jedoch vor allem für tiefe oder sehr raume Kurse von 100-155 Grad optimieren möchten, ist ein A2-Design die richtige Wahl. Bei der Entscheidung, ob ein A2 oder ein A3 das richtige Segel ist, ist auch die Frage relevant, ob ein Code 0 (siehe unten) vorhanden ist oder ggf. nachgerüstet werden soll. A2 und Code 0 ergänzen sich perfekt, während A3 und Code 0 sich in weiten Bereichen des Einsatzbereichs überlappen.

Die Grad-Angaben für den Einsatzbereich sind immer nur für optimalen Einsatz angegeben. Ein A2 kann im unteren Windbereich durchaus auch bis 75 oder 80° Windwinkel gefahren werden. Und ein A3 auch bis 150°. Sie funktionieren auch in diesen Grenzbereichen, sind aber nicht die schnellsten Designs für diese Kurse.

Gennaker-Handling: Zum Lieferumfang sollte fast immer eine spezielle Gennaker-Tasche gehören, auch als Duffle- oder Turtle-Bag bezeichnet. Diese Taschen werden auch von Regatta-Crews benutzt und ermöglichen es, die Tasche zum Setzen auf dem Vorschiff mit Karabinerhaken am unteren Relingdurchzug zu befestigen. Kopf, Hals und Schot können mit Fall, Halsleine und Schot verbunden werden, ohne dass der Sack komplett geöffnet werden muss. Dann kann der Hals des Segels nach vorn gezogen und die Halsleine belegt werden. Erst wenn das Segel gesetzt wird, öffnet sich der Sack vollständig.

Kleine Segel bis 60 oder 70qm sind meistens gut ohne besondere Ausrüstung zu setzen und zu Bergen. Für größere Schiffe und Segel stehen dann folgende Handling-Hilfen zur Verfügung:

Gennaker-Bergeschlauch: Das Segel ist in einem Schlauch geführt, der permanent mit dem Segel verbunden ist. Schlauch und Segel werden am Gennakerfall hochgezogen. Erst wenn alles bereit ist, wird die umlaufende Aufholleine des Bergeschlauches bedient. Das untere Ende des Schlauchs mit einem gut abgerundeten ovalen Führungsring oder „Trichter“ gleitet nach oben und gibt das Segel frei. Zum Bergen fällt man ggf. auf einen tiefen Kurs ab, fiert die Gennakerschot und holt den Trichter an der Bergeleine nach unten. Das Segel verschwindet wieder im Bergeschlauch und kann dann relativ einfach an Deck gefiert und in den Segelsack gepackt werden.

Topdown-Furling: Seit mehr als 14 Jahren gibt es auf dem Markt Topdown-Furling-System für Gennaker. Diese erlauben das Aus- und Einrollen eines Gennakers aus dem Cockpit. Es gibt Einschränkungen, was die maximale Segelgeometrie betrifft. Außerdem müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, damit Topdown-Rollsystem und Vorstag/Rollreffanlage sich nicht behindern oder blockieren.

REACHING-SEGEL: DER CODE ZERO

Dieses Segel wird immer populärer. Vor allem moderne Boote mit 9/10-Riggs mit gepfeilten Salingen und kleinen Vorsegeln sind prädestiniert für einen Code Zero, weil im Windbereich bis 10 oder sogar 12 Knoten und auf Kursen ab 60° TWA (True Wind Angle/wahrer Windwinkel) Druck fehlt. Dann wird ein Code Zero (oder Code 0 oder C0 oder G0) mit guten Allround-Eigenschaften zur Geheimwaffe und zum „Meilenfresser“. Der Einsatzbereich eines Code 0 reicht von etwa 55 TWA bei 4 und 5 kn TWS (True Wind Speed/wahre Windgeschwindigkeit) bis 130 TWA und 18 bis 20 kn TWS – je nach Eigenschaftne des Schiffs und Auslegung des Segels.

Der Code 0 wird gerollt und benötigt dafür eine so genannten Code 0-Furler. Der besteht aus der unteren Trommeleinheit mit Endlosleine und einem Topwirbel. Dazwischen ist das Segel an Hals und Kopf angeschlagen. Der Topwirbel wird am Gennaker- oder Code 0-Fall gesetzt. Die Trommeleinheit wird vor dem Vorstag angeschlagen. Je größer der Abstand, umso besser. Deshalb sind moderne Yachten häufig mit einen Bugsprit ausgerüstet. Die Schot achtern wie ein Gennaker geschotet. Ggf. kann ein Beiholer, Barberholer oder Tweaker auf der Schot zum besseren Trimmen eingesetzt werden.

Je nach Ausführung des Segels und Kurs zum Wind ist mehr oder weniger Fallspannung erforderlich. Zur Bedienung des Segels kann es notwendig sein, die Fallspannung so zu reduzieren, dass die Lager vor allem im Topwirbel nicht zu stark belastet sind. Das würde das Rollen erschweren. Wenn alles vorbereitet ist kann das Segel durch einen Zug an der Schot ausgerollt werden. Zum Bergen fällt man ggf. auf einen raumeren Kurs ab, fiert die Schot und rollt das Segel mit Hilfe der Endlosleine des Furlers ein. Die kann so lang sein, dass die Bedienung bequem und sicher aus dem Cockpit erfolgen kann.

Ein Code 0 kann nahezu beliebig groß sein. Aber wie so oft ist größer nicht immer besser. Quantums Segeldesigner und Segelberater kennen für die meisten Schiffstypen die beste Geometrie für einen Code 0 mit optimale Allround-Eigenschaften. Darüber hinaus gibt es Code 0s mit einem klassischen Anti-Torsionskabel im Vorliek und so genannte Cableless-Designs. Beide haben vor- und Nachteile.

Die perfekte Segelwahl ist also ein „bewegliches Ziel“. Es gilt, viele Faktoren gegeneinander abzuwägen und die bestmögliche Kombination für das eigene Schiff, das bevorzugte Revier, den eigenen Segelstil, Ansprüche an Performance und die erwartete Lebensdauer abzuwägen. Ein kompliziertes Thema, das Fachleute und objektive Beratung erfordert. Quantums Segelexperten stehen Ihnen hierfür zur Verfügung. Nutzen Sie unser Fachwissen und Erfahrung für Ihren Segelspass!
by Sven Krause Sven Krause

12 Dinge, die das Leben Ihrer Segel verlängern

Wir aktualisieren und teilen diesen Artikel regelmäßig, weil er einer der wichtigsten und populärsten in unserer Knowhow-Sektion ist. Beherzigen Sie die Vorschläge unserer Experten, damit Sie Ihre Segel so lange wie möglich benutzen können.

1. Überprüfen Sie Ihren Mast

Bevor sie Ihren Mast im Frühjahr stellen, sollten Sie noch einmal alle Splinte oder Beschläge abtapen, die Ihren Segeln gefährlich werden könnten. Des Weiteren gibt es spezielle Rigging-Tapes und selbstvulkanisierende Klebebänder für diese Aufgaben. Splinte an Togglen können alternativ auch mit dauerelastischer Dichtmasse abgedeckt werden. Formen Sie dazu eine schön runde Kappe und geben Sie dem ganzen ausreichend Zeit zum Aushärten. Falls Sie mit überlappenden Vorsegel unterwegs sind, prüfen Sie auch die Salingenden: Diese sollten schön rund und nicht scharfkantig sein. Tape kann hier eine Lösung sein, aber wer will das bitte jedes Mal im Herbst abpuhlen? Im Handel gibt es stattdessen geeignete Salingnockbezüge in verschiedenen Größen. Und moderne Riggs haben oft Salingendbeschläge, die bereits „segelfreundlich“ konstruiert sind.

2. Auch an Deck alles ok?

Auch an Deck sollten Sie regelmäßig alles kontrollieren, was mit den Segeln Kontakt haben könnte. Besonders die Splinte der Wantenspanner und die Terminals der Relingdurchzüge am Bugkorb sind notorische Segelschlitzer. Also bitte sorgfältig prüfen und tapen! Damit Sie nicht Ihre eigene Haut zu Markte tragen müssen können Sie einen Streifen Nylon-Tuch verwenden: Ziehen Sie den über verdächtige Bereiche. Wenn es hakt oder ratscht muss nachgearbeitet werden!

3. Schützen Sie Ihre Segel vor der Sonne

Neben unnötigem Flattern oder Killen ist die Sonne der größte Feind jedes Segelmaterials. Je nach Einsatzzweck sind Segeltuche vor allem für optimale Festigkeit und geringes Gewicht optimiert. UV-Beständigkeit ist meistens nachrangig. Das gilt vor allem für Regattasegel. Tuche für Fahrtensegel sind natürlich für einen sinnvollen Kompromiss aus Festigkeit, Gewicht und UV-Beständigkeit konstruiert. Dennoch verlängert konsequenter Schutz die Lebensdauer jedes Segels merklich. Schützen Sie Ihre Segel deshalb vor der Sonne, wann immer es möglich ist!

Hierfür gibt es die verschiedensten Persenninge für Großsegel und Vorsegel. Bei vielen ist es möglich, die Segel komplett angeschlagen zu lassen. Das Großsegel-Stackpack (oder Lazybag) schützt und erleichtert gleichzeitig das Handling des Segels. Für Rollvorsegel gibt es gut funktionierende Rollfockpersenninge. Diese können relativ schnell und einfach gesetzt werden. Kleine Helfer wie ein Stück Gummileine am Reißverschlussschieber vereinfachen den Vorgang. Befestigen Sie das freie Ende der Gummileine am Seezaun und Sie werden den Rollreffschutzschlauch zumindest bei ruhigem Wetter allein vorheißen können.

Segel, die abgeschlagen werden müssen, sollten vor dem Verstauen trocken sein. Dies gilt vor allem für Foliensegel. Feuchtigkeit kann bei diesem Segeltuchen nicht durch die Lagen hindurch diffundieren, wie es bei älteren gewebten Tuchen ohne weiteres möglich ist. Geben Sie dem Segel deshalb vor dem Falten Gelegenheit, an Deck zu trocknen. Heißen Sie das Segel auf keinen Fall zum Trocknen vor und lassen Sie es nicht im Wind flattern. Das freut höchstens Ihren Segelmacher!

Während des Faltens können Sie schnell die neuralgischen Punkte entlang des Achterlieks prüfen und eventuell entstandene Abnutzungen oder Schäden erkennen und einordnen.

4. UV-Schutzstreifen: Aufgenähter Schutz

UV-Schutzstreifen sind so wichtig, dass wir ihnen hier einen eigenen Absatz widmen. Viele Bootseigner vertrauen auf aufgenähte UV-Schutzstreifen bei ihren Rollvorsegeln. Diese haben den großen Vorteil, dass das aufgerollte Segel sofort geschützt ist. Der Nachteil ist zusätzliches Gewicht, den das aufgenähte UV-Schutztuch auf Achter- und Unterliek mit sich bringt. Jeder Segler muss vor dem Segelkauf entscheiden, was Priorität hat: Performance – das heißt dann Rollfockpersenning statt UV-Schutzstreifen – oder Komfort. Dann bestellen Sie bitte das neue Segel mit UV-Schutzstreifen.

Sunbrella und Weathermax sind die gebräuchlichsten Materialien für diesen Einsatz. Sie sind in vielen Farben erhältlich. Für besonders kleine Boote und leichte Segel wie Code Zeros gibt es leichtere Dacron-Gewebe mit einer speziellen UV-Schutzbeschichtung. Diese Beschichtung verliert aber mit der Zeit ihre Effektivität und das Dacron-Gewebe selbst ist kein besonders guter Schutz.

Quantum-Rollgenua-Rollfock-UV-Schutz

Der UV-Schutzstreifen sollte die Lieken umfassen und die Gurte der Eckbeschläge (hier eine Schotecke) abdecken.

Ein gut gemachter UV-Schutz sollte die Lieken umfassen und auch die Gurte an Kopf und Schot des Segels abdecken. Sind die Gurte oben auf den UV-Schutz aufgenäht werden diese besonders wichtigen Nähte unweigerlich von der Sonne geschädigt. Im schlimmsten Fall reißt dann die Gurtschlaufe vom Kopf ab. Natürlich nicht bei Sonnenschein und gutem Wetter, sondern dann, wenn es gefährlich werden kann!

Alle UV-Schutzstreifen sollten regelmäßig auf Schäden untersucht und gegebenenfalls repariert werden. Das gilt natürlich auch für das Segel selbst.

Wie gut ein UV-Schutzstreifen auch gemacht ist, er wird unter Umständen nicht ein ganzes Segelleben halten. Je nach Revier und Saisonlänge kann es erforderlich sein, den UV-Schutz bereits nach drei oder vier Jahren zu erneuern.

5. Vermeiden Sie unnötiges Flattern

Flattern oder Killen der Segel sollte auf ein Minimum begrenzt werden. Killt das Liek des Segels, müssen der Holepunkt oder die Liekleine des Segel im Achterlieksaum justiert werden. Gute Segel sind mit Liekleinenklemmen ausgerüstet, die die Liekleine dauerhaft halten. Hat Ihr Segel eine Klemme, die nicht zuverlässig hält oder Sie kommen während des Segelns nicht an die Klemme heran, kann das vom Segelmacher geändert werden.

Führen Sie das Setzen und Bergen möglichst schnell aus. Bereiten Sie dazu alles gut vor, um das Manöver so zügig wie möglich durchführen zu können. Zum Bergen des Großsegels kann es bei viel Wind sinnvoll sein, rückwärts zu motoren: Das reduziert die scheinbare Windgeschwindigkeit und das Segel schlägt nicht so stark.

6. Halten Sie Ihre Segel sauber

Salz ist nach der Sonne der zweite große Feind des Segels. Die Kristalle reiben und scheuern am Segeltuch und schleifen Beschichtungen und Gewebe langsam aber unweigerlich zu Tode. In der Ostsee ist das nicht so relevant wie zum Beispiel im Mittelmeer, wo der höhere Salzgehalt auf dem Segel zu fühlen und auch zu schmecken ist. Reiben Sie zur Probe mal einen Finger über das Tuch am Unterliek Ihres Vorsegels und lecken Sie daran – Sie werden sofort wissen, wie salzig es ist!

Je nach Revier kann es also sinnvoll oder sogar notwendig sein, alle Segel oder zumindest die Vorsegel mit Süßwasser zu spülen. Und wenn es nur der untere Bereich ist! Viele Segelmacher bieten als Serviceleistung Segelwäsche an. Es sollte aber ein schonendes Verfahren sein. Erkundigen Sie sich vorab.

Andere Verschmutzungen und Möwenkot sollten immer so bald wie möglich entfernt werden.

7. Halten Sie die Augen offen

Das Achterliek Ihres Segels kann Ihnen eine Menge verraten. Auch eine vermeintlich gut geschützte Salingnock kann ein Segel Wende für Wende schädigen. Gleiches gilt für ein Dampferlicht, Deckstrahler oder den Endstopper der Spinnakerschiene. Sollten Sie an Ihrem Segel im Achterliekbereich horizontale Streifen oder Verschleiß feststellen, muss das Segel schnellstmöglich zum Segelmacher. Am besten markieren Sie vorher genau, wo das Segel mit dem Beschlag kollidiert. Oder machen Sie ein Foto. Dann können Sie und Ihr Segelmacher in der Loft genau lokalisieren, wo ein so genannter Salingpatch oder ein anderer Scheuerschutz angebracht werden müssen. Hierfür stehen verschiedene Materialien vom einfachen selbstklebenden Segeltuch („Insignia“) bis zu robusteren Kevlar- oder Dyneema-Geweben zur Verfügung.

8. Erhalten Sie das Segelprofil mit einem Recut

Segel altern und dehnen oder schrumpfen. Beides verändert das Segelprofil und es ist langsamer, schwieriger zu steuern und führt zu mehr Krängung als das bei einem neuen Segel der Fall wäre. Die gute Nachricht ist, dass einige präzise Änderungen („Precision Recut“) durch Ihren Segelmacher das Profil und die Leistungsfähigkeit zu einem großen Teil wieder herstellen können.

Das beste Mittel, Änderungen des Segelprofils zu verfolgen, sind Fotos. Machen Sie deshalb möglichst regelmäßig bei handigem Wetter Bilder. Im Zeitalter der Smartphones ist der Fotoapparat immer zur Hand! Segeln Sie dazu hoch am Wind bei 10 bis 14 Knoten Wind. Wir haben einige Tricks für Sie aufgeschrieben, die es zu beachten gilt. Diese finden Sie hier.

9. Untersuchen Sie Ihre Segel regelmäßig

Mindestens einmal im Jahr sollten Ihre Segel gründlich durchgesehen werden. Möglichst von einem Experten. Wenn Sie es selbst machen, suchen Sie sich eine trockene und saubere Fläche aus. Eine Wiese ist problematisch, weil das Tuch hier mit so viel organischem Material in Berührung kommt, dass es später Stockflecken entwickeln könnte.

Sehen Sie das Segel gründlich und auf beiden Seiten durch, inspizieren Sie jeden Saum, und jede Naht. Risse und Löcher können natürlich auch mitten im Tuch auftreten. Prüfen Sie Rutscher, jeden Stagreiter und deren Anbindungen. Liekstreifen an allen drei Kanten, Gurtbänder und Handstiche an den Segelecken sind zu untersuchen. Erneuern Sie bei der Gelegenheit gegebenenfalls die Windbändsel. Alternativ können Sie Ihre Segel natürlich bei einer Quantum-Service-Loft abgeben, wo Ihre Segel anhand einer Checkliste von Fachleuten durchgesehen werden. Oder noch einfacher für Sie: Ein Anruf genügt und wir holen Ihre Segel an Bord ab, sehen alles durch und reparieren was notwendig ist. Danach bringen wir die Segel wieder an Bord und schlagen sie dort für Sie an.

10. Reparieren Sie kleine Schäden sofort

Viele große Schäden sind auf kleine Reparaturen zurückzuführen, die leider nie ausgeführt wurden. Wenn Sie also ein kleines Loch oder eine neue Scheuerstelle feststellen, sparen Sie sich späteres Kopfzerbrechen und unnötige Ausgaben und kümmern Sie sich sofort darum – während das Problem noch klein ist. Unsere Segelmacher haben mehr als einen Kunden sagen hören, dass sie das zerfetzte Segel eigentlich bringen wollten, als der Riss noch ganz klein war!

11. Schützen Sie Ihre Segel vor den Elementen

Wenn Sie mehrere Wochen nicht zu Ihrem Boot kommen können, ist es sinnvoll, zumindest die Vorsegel abzuschlagen. Ein Sommersturm hat schon so manches Segel dahin gerafft, von den zusätzlichen Belastungen für Rigg und Schiff ganz zu schweigen. Falls Ihr Terminkalender das nicht zulässt oder Termine und Verpflichtungen sich unerwartet ändern rufen Sie uns an. Wir kommen an Bord und erledigen das für Sie.

12. Der Segelsack – nicht nur Segelmacherwerbung

Es gibt einen guten Grund, warum neue Segel in einem robusten Segelsack ausgeliefert werden. Nicht nur, weil der Segelsack Platz für ein weiteres Segelmacher-Logo bietet! Schauen Sie sich einen alten Segelsack an und Sie sehen, wie ein Segel aussehen würde, das ohne Sack transportiert wird: Abgenutzt und verschlissen. Bewahren Sie also Ihre Segelsäcke so auf, dass Sie sie wiederfinden.

Dies sind zwölf Tipps, wie Sie das Leben Ihrer Segel verlängern können. Wir Segelmacher leben zwar unter anderem vom Verkauf neuer Segel. Wir wissen aber auch, welchen Wert Segel darstellen. Und wir möchten, dass Sie anhaltende Freude an Ihren Segeln und am Segeln haben. Betrachten Sie uns als Mitglied Ihrer Crew!

by Sven Krause Sven Krause

Was Sie über Riggtrimm & Performance wissen sollten

Für viele Segler ist die Beziehung zwischen Riggtrimm und Performance ein Buch mit sieben Siegeln. Sven Krause von Quantum Sails nimmt Sie mit auf eine Tour durch die Kernelemente des Masttrimms und was Sie wissen müssen, um Ihr Rigg für optimale Leistung einzustellen.

Dieser Artikel ist auch in der Segler-Zeitung 05/2019 erschienen.

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Sven Krause

Segelmacher und Segler

Den Mast mit allen Wanten und Stagen richtig einzustellen mag für manchen Segler eine Respekt einflößende Aufgabe darstellen, aber zum Glück ist es nicht so kompliziert wie das Stimmen eines Konzert-Flügels! Letztendlich ist es lediglich ein Alu-Rohr mit ein paar Drähten daran. Oder, wenn es etwas teurer war, ein Stück Kohlefaser mit ein paar Rod-Stangen. Immer sind es vier Parameter, die Sie verstehen müssen, um Ihr Rigg zu beherrschen:

  1. Mastfall
  2. seitlicher Trimm
  3. Mastbiegung und
  4. Vorstagdurchhang

Mastfall

Riggtrimm-4-Elemente-Mastfall

Mastfall kann mit unterschiedlichen Methoden gemessen werden.

Mastfall ist ein Maß dafür, wie weit der Mast von der Senkrechten nach achtern geneigt ist. Ein typischer Mastfall reicht von anderthalb bis zweieinhalb Grad bei einem topgetakelten Cruising-Rigg bis zu vier Grad bei einem 7/8-getakelten Regattamast. Ein Mast sollte niemals nach vorne geneigt sein, es sei denn, das Bootsdesign ist etwas ungewöhnlich (und Sie werden schnell herausbekommen, ob dies der Fall ist!). Wenn Sie den Mastfall vergrößern, kippen Sie den gesamten Segelplan nach achtern. Dies wiederum verschiebt den Segeldruckpunkt nach achtern und drückt den Bug in den Wind. Als Steuermann werden Sie versuchen, das auszugleichen. Sie spüren dann Ruderdruck.

Der Mastfall wird durch die Vorstaglänge bestimmt. Je länger das Stag inklusive aller Toggle, umso größer der Mastfall. Aber Vorsicht bei Masten, die durchgesteckt sind und auf dem Kiel stehen: Hier müssen Sie auch die Mastfußposition verschieben, wenn Sie die Vorstaglänge ändern. Andernfalls verändern Sie auch die Vorbiegung Ihres Mastes! Und wenn Vorstaglänge und Mastfussposition überhaupt nicht harmonieren, kann es gefährlich für das Material werden. Dann droht langfristig sogar Bruch im Bereich der Decksdurchführung!

Um den Mastfall anzupassen und den richtigen Ruderdruck zu erzeugen, ändern Sie die Länge des Vorstags. Wie viel Mastfall ein bestimmter Schiffstyp benötigt ergibt sich aus Rumpf- und Kielform und der Kielposition relativ zum Segeldruckpunkt, also aus dem Lateralplan. In den meisten Einheitsklassen wird viel Zeit darauf verwendet um herauszufinden, was am besten funktioniert. Das Ergebnis sind Trimmtabellen mit Angaben zur Mastposition, Vorstaglänge und Wantenspannung. Darüber hinaus wird die Vorstaglänge je nach Wind sogar loser oder fester getrimmt: Bei wenig Wind wird es verlängert, um Mastfall und damit Ruderdruck zu erzeugen und bei zunehmenden Wind verkürzt, um Druck loszuwerden.

Ein Wort zum Ruderdruck: Ruderdruck in Maßen ist gut und erwünscht! Der Ruderanstellwinkel soll der Abdrift des Schiffes entsprechen. Nur dann setzen Sie Ihr Ruder als zusätzliche Lateralfläche ein und verringern so die Abdrift. Ein ganz neutrales Ruder ist also nicht optimal. Das gilt auf allen modernen Schiffen mit angehängten Rudern.

Für Fahrtenyachten und manchen anderen Bootstypen gibt es keine Trimmanleitung. Um die Amwind-Performance zu optimieren, brauchen wir also wie beschrieben etwas Ruderdruck. Ein Ruderanstellwinkel von drei bis fünf Grad bei 8 bis 10 Knoten wahrem Wind wird allgemein als optimal erachtet. Um dies zu testen, segeln Sie bei 8 bis 10 Knoten hoch am Wind und lassen dann das Steuer los. Das Boot sollte sanft anluven. Wenn es geradeaus läuft oder sogar abfällt, brauchen Sie mehr Mastfall. Oder weniger, falls es zu hart anluvt. Machen Sie diesen Test nicht, wenn es zu windig ist. Ihr Boot wird anluven und zu viel Ruderdruck haben. Dann aber nicht wegen eines vermeintlich falschen Mastfalls, sondern weil es zu sehr krängt, was ebenfalls Ruderdruck erzeugt und das Schiff anluven lässt. Alte Segel, die tief und bauchig sind und nur noch schlecht auftwisten, können das Ergebnis natürlich auch beeinflussen und zu starkem Ruderdruck beitragen.

Eine Anleitung und Tabelle zur Ermittlung des aktuellen Mastfalls in Grad finden Sie hier.

Seitlicher Masttrimm

Wenn das Rigg nicht mittig über dem Schiff steht, werden Trimm und Performance auf beiden Bügen unterschiedlich sein. Um dies zu überprüfen, messen Sie mit einen Maßband oder dehnungsarmen Fockfall, das Sie mit einem Gewicht beschweren, auf beiden Seiten mehrmals zur Süllkante oder Oberwantpütting. Stellen Sie dann die Oberwanten so ein, dass diese gleichmäßige Spannung aufweisen. Dabei kann die Zollstockmethode helfen, eine geeignete Wantenspannung einzustellen. Bei einem Mehrsalingrigg sind als nächstes die Mittelwanten dran. Diese sind zunächst nur „handwarm“ einzustellen – auf keinen Fall zu fest! Das heißt, Sie kürzen beide Wantenspanner, bis erster Widerstand zu spüren ist und drehen von dort 2 oder 3 ganze Umdrehungen fester. Zuletzt stellen Sie Ihre Unterwanten ein.

Der endgültige Trimm für alle Wanten läßt sich nur auf dem Wasser korrekt ermitteln: Perfekte Bedingungen sind 10-12 Knoten Wind. Segeln Sie dazu am Wind mit vollem Druck in Groß- und Vorsegel. Die Oberwanten in Lee sollten nicht zu viel Lose haben. Gegebenenfalls sollten Sie mehr Spannung auf die Wanten bringen. Doch Vorsicht: Bei so genannten Discontinious-Takelungen werden gleichzeitig die Mittelwanten strammer! (Sie haben ein Discontinious Rigg, wenn Sie mehr als zwei Salingpaare haben, an Deck aber nur ein Oberwant und kein Mittelwant ankommt.) Um den Trimm zu prüfen peilen Sie während des Segelns von möglichst weit unten an der Achterkante des Mastes die Großsegelnut entlang. Abweichungen von der perfekten Geraden werden Sie so schnell erkennen und können entsprechend nachjustieren.

Wenn Sie mit dem Trimmen fertig sind, messen Sie alle Einstellungen der Spanner und notieren Sie diese gut! Mein Rat: Kleben Sie einen Zettel in den Kartentisch. Dort geht er nicht verloren! Es wäre schade, wenn Sie die Übung im kommenden Frühjahr wiederholen müssen. Versplinten Sie alle Spanner sorgfältig, aber nicht mit Ringsplinten. Ihr Mast wäre nicht der erste, der über Bord geht, weil eine Schot einen Ringsplint aus dem Spanner gezogen hat, ohne dass Sie es bemerken! Verwenden Sie also normale Splinte, die aufgebogen werden und tapen Sie alles sorgfältig ab. Oder verwenden Sie Rohre, die über die Spanner geschoben werden. Die gibt es im Yachtzubehörhandel zu kaufen.

Noch ein Wort zum Trimm: Wie erwähnt werden Wanten und Vorstag auf Regattayachten und in vielen Einheitsklassen laufend verstellt, um für jeden Wind den optimalen Trimm zu haben. Dabei spielen auch die Mittel- und Unterwanten eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen die Tiefe des Großsegels. Es hat sich deshalb bewährt, bei Leichtwind mit losen Wanten zu fahren. Das geht so weit, dass der Mast in der Mitte sichtbar nach Lee wegfällt. Das erzeugt ein etwas flacheres Profil und erhöht gleichzeitig den Druck auf das Großsegel-Achterliek – also genau das, was man bei sehr leichtem Wind möchte.

Mastbiegung

(Falls Sie eine ältere Fahrtenyacht mit einem Rigg haben, das mehr an einen Telefonmast erinnert, können Sie diesen Abschnitt überspringen!)

Masttrimm-Vorbiegung-Prebend

Hier gut zu erkennen: Vorbiegung/Prebend eines Mastes mit gepfeilten Salingen.

Während Mastfall beschreibt, wie der Mast nach achtern geneigt ist, ist Mastbiegung das Maß zwischen Großbaum und Masttop, um den der Mast biegt – also die Mastkurve. Die Kurve kann man durch Peilen von der Seite gut erkennen. Mit Hilfe der Mastkurve verändern Sie die Form des Großsegels. Mehr Biegung macht das Segel flach – das brauchen Sie im oberen Windbereich. Ein gerader Mast sorgt hingegen für ein tiefes, kraftvolles Segelprofil. Ihr Riggtrimm beeinflusst, wie stark der Mast gebogen wird, insbesondere auf modernen 9/10-Riggs mit nach achtern gepfeilten Salingen. Aber egal, welche Art von Rigg Sie haben, Sie möchten mit einer kleinen Vorbiegung („Prebend“) beginnen. Vorbiegung ist die Mastkurve, die bei losem Achterstag zu erkennen ist. Durch die Vorbiegung wird sichergestellt, dass sich der Mast beim Spannen des Achterstags in der Mitte nach vorne bewegt und das Großsegel flacher macht. Ein komplett gerade getrimmter Mast birgt die Gefahr der Inversion, vor allem bei Seegang. Der Begriff „Inversion“ beschreibt einen Mast, der in der Mitte nach achtern gebogen ist. Vorbiegung ist also gut und sicher!

Ein längeres Vorstag vergrößert die Vorbiegung. Aus diesem Grund ist es wichtig, zuerst den Mastfall einzustellen. Die anderen Faktoren, die die Vorbiegung beeinflussen, sind bei durchgesteckten Masten die Position des Mastfusses und die Einspannung im Deck. 30 bis 80mm Prebend sind typisch für ein mittelgroßes Boot. Da der Mast im Deck zumeist fest eingespannt ist, bleiben Ihnen also die Vorstaglänge und die Mastfussposition, um die Vorbiegung zu beeinflussen: Mastfuss nach vorn reduziert die Vorbiegung, Mastfuss weiter nach achtern vergrößert diese.

Bei einem Rigg mit Inline-Salingen (querab stehend, nicht gepfeilt), die auf topgetakelten Yachten üblich sind, haben die Wanten wenig Einfluss auf die Mastbiegung. Einige Riggs haben jedoch zusätzliche laufende Backstagen oder Checkstagen, mit denen die Mastbiegung kontrolliert werden kann.

Riggtrimm-Masttrimm-Mastbiegung

Animation von Mastbiegung vom vollen Segelprofil bis zum zu stark gebogenen Mast.

Wie viel Mastbiegung ist zu viel? Wenn Ihr Großsegel diagonale Falten von der Schot zum Vorliek entwickelt, ist das ein klares Zeichen, dass Mastbiegung und Vorkurve des Großsegel nicht zueinander passen. Wenn Sie solche Falten beobachten, sollten Sie die Mastbiegung reduzieren. Das erreichen Sie mit weniger Achterstagspannung oder, wenn Ihr Rigg gepfeilte Salinge hat, mit mehr Spannung auf Mittel- und Unterwanten.

Bei modernen 9/10-getakelten Riggs mit gepfeilten Salingen haben die Wanten großen Einfluss auf die Mastbiegung. Unter- und Mittelwanten halten den Mast nicht nur seitlich gerade, sondern kontrollieren auch die Mastbiegung, weil sie auch nach achtern ziehen. Sind sie zu stramm, kann der Mast nicht ausreichend biegen und das Großsegel wird nicht flach genug. Zu lose und der Mast biegt zu stark und das Großsegel verliert jede Form. In vielen Klassen wird die Riggspannung durch Nachspannen der Wanten und Verkürzen des Vorstags erreicht. Auf größeren Yachten gibt es häufig einen so genannten Mastjack: Das ist ein Hydraulikstempel, mit dem der ganze Mast hochgepumpt werden kann. In beiden Fällen erreichen Sie für den oberen Windbereich mehr Spannung im Rigg, um ein Überbiegen des Mastes zu verhindern.

Vorstagdurchhang

Riggtrimm-Masttrimm-Vorstagdurchhang

Animation von Vorstagdurchhang: Blau = gut getrimmt, Gelb = zu viel Durchhang.

Wenn ein wenig Mastbiegung gut ist, warum ist mehr nicht besser? Die Antwort ist Vorstagdurchhang. Wenn das Vorstag durchhängt, wird das Vorsegel entlang des Vorlieks (Anschnitt oder Entry) voller und insgesamt tiefer. Bei Leichtwind ist das toll. Wenn der Wind jedoch zunimmt, sollten Sie den Durchhang so weit wie möglich reduzieren, um das Vorsegel flacher zu trimmen und höher am Wind steuern zu können. Bei Wind dreht sich alles um Vorstagspannung – davon können Sie nie genug bekommen. Deshalb sollten Sie in einen vernünftigen Achterstagspanner investieren. Entweder eine Talje, die als Kaskade eine kraftvolle Untersetzung bietet, oder Kurbel- oder Hydraulikspanner. Ihr Segelmacher oder Rigger kann Sie beraten, falls Sie Bedarf haben.

Was haben die Mastbiegung und Vorstagdurchhang miteinander zu tun? Wenn Sie das Rigg mit dem Achterstag spannen, wird das Vorstag strammer, was gut ist! Sie ziehen aber auch den Masttop nach unten und komprimieren das Rigg, wodurch es stark biegt. Das verhilft dem Vorstag leider auch zu unerwünschtem Durchhang! Sie möchten eine Mastbiegung, um das Großsegel abzuflachen. Aber nicht so viel, dass Vorstagspannung verloren geht und Vorstagdurchhang vergrößert wird. Aus diesem Grund benutzen wir die Checkstays, um die Mastbiegung eines topgetakelten Riggs zu kontrollieren und Mittel- und Unterwanten bei einem Rigg mit gepfeilten Salingen. Beides macht den Mast gerader und reduziert damit den Vorstagdurchhang.

Keep it simple!

Machen Sie es sich einfach und halten Sie sich stets vor Augen, welches der vier wesentlichen Elemente des Riggtrimms die Segel flacher oder voller macht. Wenn Sie die Mechanik der einzelnen Elemente verstehen, können Sie die Feinabstimmung und die Gesamtkonfiguration Ihres Riggtrimms entscheidend verbessern.

Und falls Sie jemals Probleme mit Ihrem Rigg oder dem Trimm haben, rufen Sie Ihren Segelmacher an. Er wird sich darum kümmern!

by Sven Krause Sven Krause

Wie man Segelprofile fotografiert

Es gibt eine Reihe guter Gründe, das Profil Ihrer Segel regelmäßig zu fotografieren. Das dient der Dokumentation des Zustands aller Segel, kann aber auch zeigen, warum Sie nicht hoch genug am Wind segeln können. Ein brauchbares Foto zu machen kann jedoch sehr schwierig sein. Quantum Sails zeigt, wie man Segelprofile aussagekräftig fotografiert.

Picture of Sven Krause
Sven Krause

Segelmacher und Segler

Segelprofil-fotografieren-und-auswerten

Quantum Sails verwendet VSpars-Software für die Auswertung von Segelprofilen.

Der beste Weg, das Segelprofil zu bewerten, besteht darin, Ihre Segel an Bord zu fotografieren. Diese Fotos liefern wertvolle Informationen zum Trimmen und Tunen sowie Informationen zum Zustand des Segels.

Wir empfehlen Ihnen, umgehend Fotos zu machen, sobald Sie ein neues Segel das erste Mal setzen. Dies ist die Basis, wenn Ihre Segel altern und dehnen. Machen Sie jedes Jahr mindestens eine Fotoserie – vorzugsweise zu Beginn und am Ende der Saison und teilen Sie diese mit Ihrem Segelmacher. Der Segelmacher kann die Profiltiefe und die Position messen, um die Form Ihres Segels zu bestimmen und mit Ihnen entscheiden, ob es bereits Zeit für einen Recut ist.

Segelprofilfotos sind auch für die Bewertung der Performance von Nutzen. Die Fotos können wichtige Hinweise auf Probleme geben, die Sie möglicherweise haben, insbesondere in Verbindung mit bestimmten Wetterbedingungen. Wenn Ihr Segel beispielsweise zu voll ist, haben Sie möglicherweise Probleme beim Kreuzen. Einige Anpassungen bei Rigg- und Segeltrimm oder ein Segel-Recut könnten Ihr Problem lösen! Wenn Sie das Problem nicht selbst analysieren können, senden Sie die Fotos an Ihre Quantum-Loft.

In der Vergangenheit war das Fotografieren von Segeln ein ziemlich komplizierter Prozess. Fotos machen, Film entwickeln, Abzüge drucken. Und wenn das Foto nicht passte, musste die ganze Übung wiederholt werden. Mit aktuellen Digitalkameras und Computerprogrammen ist dies heute einfach und unkompliziert. Aber es gibt nach wie vor ein paar Tricks, um brauchbare Fotos zu bekommen.

Der richtige Winkel

Der wichtigste „Trick“ beim Fotografieren von Segelprofilen besteht darin, die Kamera zu drehen. Das Bild muss alle Trimmstreifen zeigen, damit Ihr Segelmacher das gesamte Segel sehen kann. Achtung: Der häufigste Fehler, den Amateurfotografen machen, ist, den unteren Trimmstreifen wegzulassen. Segelmacher brauchen das ganze Bild (Achtung, Wortspiel)!

Positionieren Sie sich beim Fotografieren des Segels nahe am Großbaum oder Vorsegelunterliek, etwa in der Mitte des Unterlieks und so tief an Deck wie möglich. Gegebenenfalls müssen Sie sich an Deck legen. Drehen Sie die Kamera so, dass das vordere Ende des unteren Trimmstreifens in einer Ecke des Bildauschnitts ist und das achtere in der anderen Ecke. Die Oberkante des Sucherfensters ist damit etwa parallel zum Vorliek des Vorsegel oder Achterliek des Großsegels. Dieser Winkel liefert ein Bild, das alle drei Trimmstreifen enthält. Low Aspect-Großsegel und Genuas mit langem Unterliek sind aufgrund ihrer Form etwas schwieriger zu fotografieren. Aber mit der richtigen Kamera und dem richtigen „Dreh“ können alle drei Trimmstreifen erfasst werden.

Um das ganze Segel zu fotografieren, benötigen Sie ein Weitwinkelobjektiv. Die meisten Smartphones haben solche Objektive. Wenn Sie eine Digitalkamera verwenden wollen, sind die Olympus Tough-Modelle unsere aktuellen Lieblings-Kameras. Diese robusten Modelle sind stoßfest und wasserdicht.

Die besten Voraussetzungen für gute Fotos

Die besten Fotos für die Profilanalyse werden bei 7-10 Knoten Wind aufgenommen. Stärkerer Wind kann zu einem Gegenbauch im Großsegel führen. Solche Fotos sind unbrauchbar. Steuern Sie einen Amwind-Kurs und stellen Sie die Segel hierfür ein. Auf kleinen Booten kann es eine Herausforderung sein, gute Segelfotos aufzunehmen. Wenn Sie versuchen, zwei Segel miteinander zu vergleichen, stellen Sie sicher, dass die Windgeschwindigkeit bei beiden Aufnahmen identisch und der Trimm genau gleich ist. Verändern Sie keine Rigg-Einstellungen und machen Sie die Fotos der zu vergleichenden Segel in einer Session. Notieren Sie unbedingt die Windgeschwindigkeit (in Knoten oder m/sec, nicht Bft) und weitere Trimmparameter wie Achterstagspannung, Holepunkt etc. Am einfachsten ist es, dafür die Instrumente zu fotografieren. Überprüfen Sie vor dem Fotografieren die Bildauflösung und wählen Sie eine möglichst hohe – größere Dateien können klein gerechnet werden. Anders herum ist das nicht möglich! Vor allem auf größeren Booten sind die oberen Trimmstreifen weit weg. Da hilft eine hohe Bildauflösung!

„Best Practices“ zum Fotografieren von Vorsegeln

Segelscan-Vorsegel fotografieren

Achten Sie darauf, dass der untere Trimmstreifen voll im Bild ist. Dazu wird die Kamera entsprechend gedreht.

Wenn das Vorschiff groß genug ist, legen Sie sich neben dem Mittelpunkt des Unterlieks auf das Deck. Oft sind am Segel Markierungen für die Mitte angebracht. Dort sollten Sie mit der Kamera sein. Richten Sie die Kamera aus, so dass die Bilddiagonale etwa auf der Linie Hals – Schothorn verläuft. Experimentieren Sie zunächst, und überprüfen Sie dann Ihre ersten Bilder, um sicherzustellen, dass der ganze untere Trimmstreifen vom Vor- bis zum Achterliek erfasst ist. Es ist wichtig, dass die Windbändsel anliegen und das Vorliek keinen Gegenbauch hat. Auf einem kleinen Boot können Sie probieren, die Kamera direkt auf Deck zu legen, um das Bild von möglichst weit unten aufzunehmen. Überprüfen Sie die Fotos, um sicherzustellen, dass Sie den richtigen Bildausschnitt erwischt haben. Alle drei Trimmstreifen sollen zu sehen sein.

„Best Practices“ zum Fotografieren von Großsegeln

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Ein Großsegel – perfekt fotografiert für einen Sailscan. Der Großbaum im Bild ist durchaus erwünscht. Er dient als 0°-Twist-Referenz.

Wenn Sie Fotos auf einem großen Boot schießen, positionieren Sie sich am besten im Cockpit direkt unter dem Großbaum. Auf einem kleinen Boot machen Sie es etwa so wie beim Vorsegel beschrieben. Stellen Sie sicher, dass der Großbaum nicht den unteren Trimmstreifen verdeckt. Dennoch soll die Oberkante des Großbaums im Bild zu sehen sein. Er dient bei der Auswertung als 0°-Twist-Linie. Drehen Sie die Kamera, um das gesamte Segel mit allen Trimmstreifen im Bild zu haben.

Weitere Informationen

Bisweilen ist es sinnvoll, sich auch ein Bild über den Vorstagdurchhang zu machen. Dann ist ein Bild wie das folgende erforderlich.

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Ein Foto vom Bug Richtung Masttop dokumentiert den Vorstagdurchhang.

 

Vom Bild zur Bewertung

Viele Segelmacher haben spezielle Programme zur Auswertung der Fotos. Das Bild wird in die Software geladen und die Trimmstreifen nachgezeichnet. Die Software berechnet Profiltiefe, Profilposition, die so genannten Entry- und Exit-Winkel sowie Twist und stellt alle Werte übersichtlich dar. Erfahrene Segler und Segeldesigner können damit oft auf einen Blick erkennen, was das Problem ist und Maßnahmen vorschlagen. Das kann eine Änderung der Riggeinstellungen sein oder ein Recut des Segelprofils.

Perfekte Segelbilder erfordern Übung. Im Zeitalter von Digitalkameras ist Trial-and-Error jedoch erwünscht. Das Wichtigste ist,

  • dass die Segel für einen Amwind-Kurs getrimmt sind,
  • alle Trimmstreifen des Segels abgebildet sind,
  • das Segel keinen Gegenbauch hat und
  • die Windgeschwindigkeit während des Fotoshootings dokumentiert wird.
  • Fotografieren Sie jedes Segel auf Backbord- und auf Steuerbordbug! Abweichungen im Masttrimm sind damit gut zu visualisieren. Voraussetzung ist natürlich, das Holepunkte und Schotstellung auf beiden Bügen identisch ist.

Mit diesen Fotos ausgestattet werden Sie und Ihre Mitsegler mit der Zeit ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie Ihre Segeln altern. Und Sie können zusammen mit Ihrem Segelmacher einen Plan erstellen, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um Ihre Segel so effizient wie möglich zu erhalten.

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by Sven Krause Sven Krause

Wie Sie das Beste aus Ihrem Segelmacher herausholen

Sie haben vielleicht gerade neue Segel gekauft oder Ihre älteren Segel beim Segelmacher für die nächste Saison sorgfältig durchsehen und reparieren lassen. Aber es gibt noch einiges mehr, was Quantum Sails und unsere erfahrenen Segelmacher und Segelberater für Sie leisten können! Wir sind stolz auf unseren Service, und Sie werden feststellen, dass dies weit über Segelinspektionen, Reparaturen und die Herstellung moderner Segel hinausgeht. Hier sind einige wenig bekannte und oft ungenutzte Dienstleistungen, die unsere lokalen Lofts anbieten:

Segelmacher-Segelberatung-Segelservice

Das richtige Segel auswählen

So viele Segel: Gennaker, Reacher, Runner, Code 0, Genoas, A3, Jibtop, Stagsegel – das ist nur eine kleine Auswahl der Segelgattungen und Segelbezeichnungen, die wir anbieten. Woher wissen Sie, welches Segel Ihre vorhandene Ausstattung sinnvoll ergänzt und bei welchen Bedingungen es das meiste bringt? Und welchen Einfluss hat der Seegang? Fragen Sie uns und wir beraten Sie gern!

Das Leben Ihrer Segel verlängern

Sicher, wir verkaufen neue Segel, aber wir sind auch sehr stolz darauf, Ihnen dabei zu helfen, die Lebensdauer der Segel, die Sie bereits besitzen, zu verlängern. Wir kennen alle verfügbaren Technologien und Techniken und verfügen über die erforderliche Erfahrung. Wir können vertrimmte Segel modifizieren und damit die Performance-Lebensdauer Ihres Segels verlängern. Regelmäßige Segelwartung und -reparatur in der Wintersaison erspart Ihnen kostspielige Segelreparaturen und Wartezeiten im Sommer!

Segelreinigung und Segelwäsche

Segel aber auch Persenninge leben länger, wenn Salz und andere Verschmutzungen regelmäßig entfernt werden. Das muss natürlich so schonend wie möglich erfolgen. Wir kennen die richtigen Methoden und arbeiten mit Partnern zusammen, die auf das Reinigen, Neu-Beschichten und Imprägnieren spezialisiert sind.
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Segel-Recut für frische Performance

Machen Sie Fotos von Ihrem Groß- oder Vorsegel, wenn es neu ist, und speichern Sie es. Wie das am besten geht, erklären wir Ihnen in einem separaten Artikel. Wenn ein Segel altert, verändert sich das Segeltuch, wodurch das Segel tiefer oder im Anschnitt flacher wird. Das macht es weniger effizient und es ist für Sie schwieriger, damit schnell zu segeln. Es wäre natürlich toll, wenn man jedes Segel alle drei Jahre ersetzen könnte. Aber das ist für die meisten Segler ein unerreichbarer Traum. Und ist nicht immer erforderlich. Ein sinnvoller Recut kann den Unterschied in der Leistung ausmachen.

Quantum Sail Scan powered by VSPARS ist eine vereinfachte Version des sehr leistungsstarken VSPARS-Echtzeit-Segel-Scanners. Mit Quantum Sail Scan analysieren wir das Profil Ihres Segels und bestimmen, wie es eventuell optimiert werden könnte. Es kann sinnvoll sein, alle drei bis fünf Jahre die Vorkurve Ihrer Groß- und Vorsegel zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Messbrief- und Rennwert-Optimierung

Wenn Sie nach ORC oder IRC segeln, gibt es eventuell Möglichkeiten, den Rennwert zu optimieren oder Maßnahmen zu identifizieren, die die Performance des Schiffes steigern, ohne den Rennwert zu verschlechtern. Viele Segelmacher haben sich Kenntnisse und Erfahrungen angeeignet und können vor allem den Einfluss einer Änderung auf die Gesamt-Performance Ihres Schiffes realistisch einschätzen.

Riggtrimm

Der richtige Riggtrimm ist für die Leistung und das Handling jedes Bootes überaus wichtig. Für Regatta- und Fahrtensegler macht ein richtig eingestellter Mast die Segel effizienter und hilft dabei, den Ruderdruck optimal zu balancieren. Unsere Segelberater sind in Sachen Riggtrimm erfahren und zeigen Ihnen gern, worauf zu achten ist und wie Sie Schritt für Schritt vorgehen, um Rigg und Segel bestmöglich aufeinander abzustimmen.

Decklayout-Optimierung

Egal, ob Sie Ihre Rollreffanlage erneuern oder das Deckslayout Ihrer Yacht verbessern möchten: Unsere Segelmacher und Segelberater sind selbst erfahrene Segler und waren auf vielen Schiffen aller Größen unterwegs. Darüber hinaus kennen wir den Markt und wissen, welche Produkte für welchen Einsatz am besten geeignet sind. Nutzen Sie unser Knowhow und unsere Erfahrung!

Wir helfen bei der Crew-Suche

Unsere Segelberater sind begeisterte Segler, die auf verschiedenen Booten auf unterschiedlichem Niveau segeln. Von Mittwochabend-Regatten bis hin zu Grandprix-Rennen. Wir sind tief in die lokalen Segelszenen eingebunden und kennen viele Leute, die segeln wollen. Benötigen Sie einen erfahrenen Taktiker oder einen Spinnaker-Trimmer? Rufen Sie uns an, wahrscheinlich können wir Ihnen helfen, die richtige Crew für Ihre nächste Regatta zu finden.

Coaching auf dem Wasser

Einige unserer Kunden sind Segel-Neulinge. Wir liefern Ihre Segel und segeln mit Ihnen, um Ihnen wichtige Tipps und Kniffe zu vermitteln. Oder haben Sie vielleicht eine Crew, die Sie für eine wichtige Regatta vorbereiten möchten? Wir stehen für Coaching auf dem Wasser zur Verfügung, um mit Ihnen Manöverabläufe, Segeltrimm und Kommunikation zu verbessern. Egal, ob Sie neue Segel haben oder Hilfe benötigen, um Ihre Crew auf das nächste Level zu bringen – Ihr erster Anruf sollte bei Ihrer Quantum-Loft sein.

Seminare bei lokalen Segelvereinen und Regatten

Schauen Sie sich den Kalender Ihres örtlichen Lofts an und nutzen Sie die Seminare in Yachtclubs oder Segelvereinen. Sie reisen zu einer Regatta? Prüfen Sie, ob dort eventuell Pre-Regatta-Seminare oder Wetterbesprechungen angeboten werden. Das sind großartige Gelegenheiten, um mit den Experten zu sprechen, Fragen zu stellen und Tipps und Tricks von Profis zu erhalten. Stellen Sie Fragen und machen Sie sich Notizen! Suchen Sie Kontakt zu Seglern, die mit dem Revier vertraut sind, und löchern Sie die mit Fragen! Falls Sie es nicht abwarten können und Ihre Frage sofort stellen möchten, können Sie es hier.

Wettervorhersage

Die meisten Mitglieder unserer Lofts sind nicht nur Profisegler, sie verfügen auch über jahrzehntelange Erfahrung auf vielen Revieren. Sie haben umfangreiche Revierkenntnisse – Windrichtung, Winddreher, Tide und Strom. Rufen Sie den örtlichen Segelmacher an und sie helfen Ihnen gerne bei der Suche nach Wetterinformationen, die Sie benötigen.

Zusammenfassung

Segelmacher sind Experten auf vielen Gebieten. Suchen Sie den Kontakt und profitieren Sie von den umfangreichen Erfahrungen, die ein internationales Netzwerk wie Quantum Sails auf allen Gebieten des Segelsports offeriert!