Das sind die Menschen hinter Ihren Segeln: Das Flensburger QUANTUM SAILS-Loft stellt sich vor, Teil 1
Den Kopf und das Gesicht von QUANTUM SAILS Deutschland kennen Sie: Sven Krause ist seit vielen Jahrzehnten in der deutschen und internationalen Segel-Szene eine bekannte Größe. Sein Background beim Weltmarktführer für die Segeltuch-Herstellung, Dimension Polyant, und danach bei verschiedenen Segelmachern und Ausrüstern, nicht zuletzt auch sein Engagement als Regatta-Segler und Fahrtensegler, machen ihn zu einer der relevanten „Hausnummern“ in der Branche.
Doch das Flensburger Loft hat noch viel mehr zu bieten, als „nur“ Sven: Ein tolles, starkes Team aus interessanten, sympathischen Menschen. Wir wollen die etwas ruhigere Winterzeit nutzen, um Ihnen in zwei Artikeln diese Mannschaft einmal vorzustellen. Also, hereinspaziert in unser QUANTUM SAILS-Loft – das sind die Gesichter hinter Ihren Segeln …
„Man kann an Bord mehr, als nur den Kühlschrank trimmen.“
Die Chancen stehen gut, dass Ihr Anruf oder eine Email-Anfrage direkt bei Kunden-Berater Achim Salaw landet. Achim, Baujahr 1969, hat die Segel-Leidenschaft schon um die ganze Welt getragen. Als Profi-Skipper für spezielle Überführungen verdiente er sich ebenso sein Geld, wie als Bootsbauer. „Ich segle seit mehr als 45 Jahren“, sagt Achim und lächelt. Es ist ein Lächeln, das nur Menschen haben, die schon so Einiges erlebt haben. „Wir haben uns damals auf Zubringer-Überführungen von High-Tech Segelyachten zu den Regatten spezialisiert“, erzählt er. Man kann sich vorstellen, was man auf so einem hochgezüchteten Boot erlebt, auch wenn es „nur“ eine Überführung ist.
Heute geht es Achim ruhiger an, die „wilden Jahre sind vorbei“, wie er es sagt. Sein reichhaltiger Erfahrungsschatz als Segler wird ergänzt durch seine Gesellen-Ausbildung zum Boots- und Schiffbauer. In Southampton, England, studiert er Yacht-Design und Yacht-Operations und arbeitet unter Anderem bei der KBN- und FSG-Schiffswerft als Ingenieur. Doch schon immer interessiert er sich eher mehr für die „Motoren“ der Schiffe, die er baut, also ihre Segel. „Im Studium kamen Themen wie Segelgeometrie, Konstruktion und Materialkunde zwar vor, aber eben zu kurz“, erzählt er rückblickend. „Mich hat das so fasziniert, dass ich direkt zu einem Segelmacher gewechselt bin.“ Bei White Sails konnte Achim dann endlich seine Leidenschaft ausleben – und lernen, lernen, lernen, wie er sagt.
Bei QUANTUM SAILS steht dieser enorme Erfahrungsschatz hoch im Kurs. Aber auch seine gelassene Ruhe und damit genau das, was es braucht, um Kunden zu beraten. Achim geht es nicht um den Abverkauf von Segeln, er möchte, dass QUANTUM-Segler immer genau die passende Garderobe bekommen. Passend zu dem Boot, das sie segeln, passend zu dem Programm, das sie vorhaben und vor allem, passend zu den Fähigkeiten der Crew. „Ich möchte den Spaß und die Faszination am Segeln vermitteln. Man kann so viele tolle Dinge mit den Segeln machen, wenn man nur will. Es macht unheimlich Spaß, an Bord mal mehr zu trimmen, als nur den Kühlschrank.“, sagt er und grinst.
Achims Erfahrung, kombiniert mit der schier unendlichen QUANTUM SAILS-Datenbank und dem Echtzeit-Zugriff auf die vielen internationalen QUANTUM-Experten, wahre Koryphäen auf ihren Gebieten, bescheren Ihnen – unseren Kunden – am Ende genau das: Nicht nur schöne und hochwertige Segel, sondern genau die Flügel, die Ihr Boot zum Fliegen braucht.
„Bitte nicht die Scheiben knicken!“
Direkt neben Achims Büro, in der großen Arbeitshalle des Lofts, rechts an einer der großen Nähmaschinen, sitzt Louise. Ihr keck zusammengesteckter Zopf und das sympathische Lächeln lassen sind sofort einnehmend. Louise ist 49 Jahre jung, und „jung“ ist dabei genau das richtige Wort: An ihr scheinen die Jahre wie Teflon abzugleiten. Dabei ist sie nun schon seit über 30 Jahren mit der Wassersport-Branche verbunden. Louise ist eine wahre Zauber-Fee, wenn es um Sprayhoods, Biminis oder Persenninge aller Art geht.
Etwas schüchtern erklärt sie ihre spannende Arbeit. „Sprayhood, Persenning, das klingt für die meisten eher trocken und langweilig“, sagt sie, „aber ich habe hier meine Leidenschaft gefunden. Wirklich gut sitzende, straffe, passgenaue Teile für Boote anzufertigen, nach individuellem Aufmaß, das macht mir unheimlich Spaß!“ Als Segler wissen wir alle, wie wichtig eine Sprayhood oder ein Bimini ist. Und wir wissen auch, wie ärgerlich – und im schlimmsten Fall auch schädlich – eine undichte Persenning ist. Oder wie schlimm ein liederlich-schlabberiges Bimini aussieht.
Louises Anspruch ist, diese Produkte in einer Passgenauigkeit und Qualität zu fertigen, dass sie auch nach vielen Saisons intensiver Nutzung, Feuchtigkeit und dem Bombardement durch die Sonne noch möglichst ebenso dicht, sicher und straff sitzen, wie am ersten Tag.
Selbstverständlich segelt sie auch. Und das oftmals ganz ohne Sprayhood und Bimini: Als Crewmitglied auf einer hochgetakelten First 35.5 trifft man Louise regelmäßig bei Regatten in der Flensburger Förde und der westlichen Ostsee an. „Da klappen wir dann alles, was Stoff ist, herunter – und dann wird gefighted!“ Sagt sie, lächelt und widmet sich wieder einer Naht an der Persenning.
Louise ist Handwerkerin aus Leidenschaft. Das sagt sie mit Nachdruck und mit sehr viel Stolz. Zurecht! Angesichts der komplexen 3D-Form, die beispielsweise eine Bootspersenning hat, bestehend aus dutzenden Stoffteilen, ist es vielen Menschen ein unlösbares Rätsel, wie sie dieses dreidimensionale Puzzle zu erst in ihrem Kopf und dann an der Nähmaschine zusammensetzt. Und zwar passgenau für große Segelyachten!
„Was mich am meisten an diesem schönen Beruf begeistert, ist die viele Abwechslung“, erzählt Louise. „Klar, jetzt im Winter haben wir meist eher hier im Loft zu tun.“ Was – da lacht sie wieder schelmisch – angesichts der tollen Fußbodenheizung nicht der schlechteste Arbeitsplatz ist, den man sich im nasskalten Dezember wünschen kann. „Im Frühling bin ich dann viel draußen unterwegs“, erklärt sie: „In den Häfen und Marinas. Auf den Booten der Kunden – Maß nehmen, mit den Skippern die Stoffe und Schnitte besprechen und auch die fertigen Muster ausliefern.“
Das sei das Schöne daran: Abwechslung, unterwegs sein aber auch Ruhepunkte im Loft finden, die vielen interessanten Menschen, die sie trifft und der enge, persönliche Austausch mit ihnen.
Die Kreativität kommt dabei auch nicht zu kurz. Klar, bei einer Sprayhood oder einem Bimini sind die Grenzen, eigene, neue Dinge zu entwickeln, sich auszuprobieren und am „lebenden Objekt“ zu testen, eher eng. Aber hier und da kann sie sich schon austoben, versichert sie grinsend. „Wenn Sven von einer Messe neue Stoffproben mitbringt, dann bin ich immer sofort bei ihm und ganz aufgeregt!“
Die Produktpalette, die über Louises Tisch geht und durch ihre Hände, ist beeindruckend: Wenn mal Leerlauf im Loft ist oder sich das Lager mit Segeltuch-Verschnitt gefüllt hat, denkt sie sich Taschen, Rücksäcke und Accessoires aus, die aus diesem „Abfall“ geschneidert werden – Segler, Kunden und auch Segel-fremde Menschen lieben das. Nur einen Wunsch, den hat sie: „Bitte knickt nicht die Plastik-Scheiben Eurer Sprayhoods!“, gibt sie mir mit auf den Weg. Auch wenn ein beständiger Strom an genau dieses Reparaturen ihren Job sichert, bricht es ihr doch immer wieder das Schneider-Herz, wenn sie solch eine Sprayhood auf den Tisch bekommt.
„Bitte liebt Eure Segel!“
… noch so ein Appell. Diesmal von Bennet, unserem Segelmacher im QUANTUM SAILS-Loft in Flensburg. Sie haben ihn sicher schon kennengelernt, als wir ihm im vorhergehenden Artikel zum Winter-Check Ihrer Segel über die Schultern geschaut haben. Gerade breitet er wieder ein Segel aus – in langsamen Entenschritten schreitet er es von Unterliek zum Kopf ab, geht dann in die Hocke und begutachtet das Tuch – Zentimeter um Zentimeter.
Der 27-Jährige ist fester Bestandteil des QUANTUM-Teams in Flensburg und trägt für sein Alter schon enorme Verantwortung. Verdient, denn Bennet hat sich das Vertrauen mit seiner Ausbildung zum Segelmacher bei Sven Krause erarbeitet. 2019 beendet er diese und steigt voll ein. „Können? Können kann ich eigentlich alles, was mit Segeln zusammenhängt“, erzählt er: Von den vielen kleinen und großen Reparaturen bis zum kompletten Bau eines Segels von 0 auf fertig. „So etwas macht natürlich am meisten Spaß!“, erklärt er – aber dass in Flensburg selbst noch Segel „from scratch“ gebaut werden, ist selten geworden.
Die Fertigung in den QUANTUM SAILS-Fabriken ist schneller und deutlich effizienter. „Aber bei ganz speziellen Sachen, da macht das schon mal Sinn!“ Das sind dann die Highlights in seinem Job.
Meist sind es Reparaturen, die ihn beschäftigen. Flicken, Nähte oder Verklebungen – von UV-Schäden bis zu mechanischem Verschleiß an den Salingen beispielsweise. Aber auch fiese Schäden, wie geplatzte Gennaker oder zerrissene Segel, wenn die Skipper ihre Blister mal wieder etwas zu lange draußen gelassen haben. Oder gar eine plötzliche Bö das Tuch aufgetrennt hat. „Da machen mir die Hardcore-Schäden schon am meisten Spaß!“, sagt er und deutet auf einen Code 0, bei dem es eine komplette Bahn am Schothorn auseinander gerissen hat.
„Manchmal ist es hier im Loft wie bei „Emergency Room“, wenn die Segler ihre Tuche einliefern. Dann flink zu sein und zu handeln, damit sie möglichst schnell wieder aufs Wasser kommen können, ist ein tolles Gefühl.“ Dabei aber auch immer genau die Qualität abzuliefern, welche die anspruchsvollen Kunden erwarten, dessen ist er sich mehr als bewusst.
Denn Bennet ist selbst Segler und weiß daher nur zu gut, wie wichtig gute, hochwertige Segel sind. Wann er die Segel seines eigenen Starbootes lieber nicht mehr länger beansprucht, das weiß er auch. Als Regattasegler in dieser Klasse werden Boote wie auch Skipper kaum geschont – da er fast täglich sieht, wie zu viel Risiko am Ende aussehen, hat ihn das in schon mancher Bö das Rigg gerettet, lächelt er.
„Wie Louise es vorhin schon gesagt hat: Die Abwechslung in diesem Beruf ist absolut genial! Wir sind drinnen, wir sind draußen. Wir treffen viele tolle, interessante Menschen – und arbeiten auf so vielen unterschiedlichen Booten!“ Dabei fällt Bennet immer mehr auf, dass – zumindest seine Kunden hier bei QUANTUM SAILS – egal, ob es die Bavaria Cruiser von 1995 ist oder eine nagelneue X-Yacht XP 44 – Wert auf gute Qualität legen. „Billig-Segel auf Spardosen liefern wir hier gar nicht aus“, bestätigt er: „Unsere Kunden wissen, was sie wollen und was sie bekommen. Was das alles wert ist. Daher habe ich eigentlich nur mit dem „guten Stoff“ zu tun. XRP, XRP-Sport oder Foliensegel. Das ist schon richtig cool, selbst auf einer Cruiser!“
Er setzt sich kurz vor eine der vielen Nähmaschinen im Loft, steckt ein, zwei Rollen Garn auf, checkt die Nadelstärke und verstellt Einiges. „Dass ich mal selbst Ausbilder sein werde, hätte ich nicht gedacht“, meint Bennet und beginnt, Zoë die Nähmaschine zu erklären.
Ein weiterer Aspekt hier in Flensburg: Das Team wächst beständig und trotz allgemeinem Fachkräftemangel kommen immer wieder engagierte, motivierte junge Menschen ins Loft, die dieses schöne Handwerk erlernen möchten. Menschen, so wie Zoë.
„Dieser Beruf ist wie ein Ü-Ei: Spannung, Abwechslung und viel Kreativität.“
Zoë ist erst wenige Tage bei QUANTUM SAILS. Praktikum. Die junge Frau, gerade einmal 20 Jahre alt, schnuppert 2 Wochen lang an allen Stationen des Lofts rein. Dabei steht sie nicht nur herum und guckt zu, sie darf und will auch selbst Hand anlegen. „Schon am ersten Tag habe ich aus Verschnitten der Persenninge von Louise meine ersten Sailbags genäht“, sagt sie freudig. „Genau das hatte ich mir auch vorgestellt, als ich hier angefangen habe: Hands on, sofort loslegen!“
Zoë hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung. „Wenn ich sage, was, müssen immer alle irgendwie lachen, weil es so lustig klingt, denke ich. Und weil es so gar nicht zum Segelmacher passt.“ Sie ist Gemüse-Gärtnerin. Faszinierend, finden wir irgendwie, denn auch dies ist ein Handwerk, das mit viel Leidenschaft, dem Draußensein und dem „Werdenlassen“ von etwas zu tun hat. Ganz so wie der Segelmacher, der ebenfalls mit den Kräften der Natur zu tun hat. Auf eine ganz andere Weise natürlich, aber „irgendwie passt das für mich total gut“, sagt Zoë, guckt auf die Nadeln und näht eine weitere Bahn.
So weit weg ist sie dann aber doch nicht vom Segeln. Mit schon 5 Jahren steht sie auf einem Surfboard. „Seit etwa 15 Jahren sind wir regelmäßig an Nord- und Ostsee unterwegs, um zu surfen. Später war ich dann immer in der selben Surfschule so oft ich konnte, wo ich dann auch meinen Surf-Instructor gemacht habe.“ Mit Segeln, der Segelphysik und den Materialien ist sie also mehr als vertraut.
„Auf Booten segle ich erst seit etwa einem Jahr“, sagt sie grinsend: „Und auch wenn es hier im Norden tolle Gartenbaubetriebe gibt – irgendwie lässt mich dieser Sport nicht los!“ Sie findet es super, bei QUANTUM SAILS die Möglichkeit zu bekommen, in den Beruf des Segelmachers eintauchen zu können.
Bennet möchte ihr in den – dann doch recht kurzen – zwei Wochen möglichst einen kompletten Einblick in das geben, was sie bei der Ausbildung und später im Beruf erwartet. Sie sitzen beide am Vorliek eines Laminatsegels eines Kunden.
Zoë darf zum ersten Mal den berühmten Segelmacherhandschuh anziehen. Unter Anleitung reparieren Sie die Schlaufe eines Mastrutschers an diesem Segel. Sie nimmt mich beim Fotografieren gar nicht mehr wahr, so konzentriert ist sie. „Ist das nicht schön, anzusehen?“, fragt mich QUANTUM SAILS-Chef Sven Krause – und da kann man nur zustimmend nicken.
Brainpower meets Handwerkskunst: Das kann nur ein Segelmacher
Als ich meine Runde durch das Loft beende, steht auf einmal Louise im Büro. Voll angezogen, dicke Regenjacke, Wintermütze: Sie meldet sich für einen Außeneinsatz kurz ab. Bevor das Wetter total kippt, möchte Sie bei einem Kunden noch Knöpfe an einer Kuchenbude anbringen, „sonst ist das Cockpit wieder geflutet.“ Ich beneide sie nicht – draußen weht es den Regen fast horizontal herein. Louise scheint sich indes zu freuen: Das ist sie, diese Abwechslung im Job.
Wir machen uns drinnen noch einen heißen Tee. Ich sichte und speichere die Fotos und überlege mir, wie ich diesen ersten Artikel zum QUANTUM-Team schreiben möchte. Eigentlich, so merke ich, schreibt der sich von allein. Tolle, sympathische Menschen mit so vielen Facetten. Ein schöner Einblick, damit Sie die Gesichter und Geschichten hinter Ihren Segeln kennenlernen. Denn eines, das merke ich hier ganz dringend, ist allen so wichtig zu transportieren: Segelmacherei ist Handwerk. Und hinter jedem dieser handwerklichen Produkte stehen Menschen, die es ersonnen, geplant und letztlich produziert haben. Ich trinke aus, winke dem Team – und freue mich schon auf das nächste Mal, wenn mich der Rest der Flensburger-Crew über deren Schultern blicken lässt.
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