Über die Vorteile und Eigenheiten von Inboom-Furling Systemen für Großsegel
Bequem und einfach unterwegs zu sein, das ist für die meisten Fahrtensegler einer der wichtigsten Punkte bei der Wahl des Reffsystems für das Großsegel. Dabei steht neben der Einfachheit der Bedienung auch die Sicherheit im Vordergrund. Ein großer schwedischer Segelyacht-Hersteller hat hierzu eine interessante Zahl veröffentlicht: 40% seiner Schiffe über 40 Fuß Länge sind mit Rollreffsystemen für das Großsegel ausgestattet.
Wir haben in den letzten Wochen unter anderem drei Inboom-Furling-Großsegel für Yachten von 40, 45 und 50 Fuß ausgeliefert und erfolgreich erprobt. Rollbäume oder Inboom-Furling-Systeme sind nicht so weit verbreitet wie Rollmast- oder Inmast-Furling, bei denen das Großsegel in den Mast hinein gerollt wird. Wir möchten daher in diesem Artikel speziell auf die Besonderheiten, Vorteile und Eigenschaften des Inboom-Furlings eingehen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen Inmast- und Inboom-Furling?
Um 1980 wurden die ersten Rollmasten produziert. Zunächst ohne Segellatten, später mit kurzen, vertikalen Latten und geradem Achterliek. Heute sind Dank moderner Segeltuche auch Designs mit positiver Achterliekrundung möglich – mit einer Fläche wie bei einem normalen Fullbatten-Großsegel. Aber auch dass funktioniert nur mit Fusion M oder anderen hochwertigen Segeltuchen, weil die vertikalen Segellatten kaum Leistung bringen. Unglaublich, aber leider wahr!
Ein Rollmast wiegt mit allem drum und dran einiges mehr als ein Standard-Rigg. Das ist im Wortsinn der schwerwiegendste Nachteil von Rollmasten. Auch mit Carbon ist der Nachteil kaum zu kompensieren. Eine Mastbiegung kann nur mit Einschränkungen zum Trimmen eines Rollgroßsegels verwendet werden. Dafür aber dient die Unterliekausholleine auch als effektiver Unterliekstrecker.
Rollbaum-Systeme wurden viel später entwickelt. Im Grunde haben erst moderne, dehnungsfeste Segeltuche die erfolgreiche Entwicklung funktionierender Inboom-Furling-Systeme ermöglicht. Mittlerweile haben die Systemanbieter von Rollbäumen und die führenden Segelmacher das Zusammenspiel von Technik und Segeldesign so weit perfektioniert, dass Inboom-Systeme perfekt funktionieren. Sofern man sich bei ihrer Bedienung an einige Regeln hält. Ein Inboom-Groß kann über Mastbiegung und Vorliekspannung genauso effektiv getrimmt werden wie ein Standard-Großsegel. Einzig auf den Unterliekstrecker muss man bei den meisten Systemen verzichten.
Beide Systeme haben also Ihre Vor- und Nachteile. Jeder Eigner wird für sich also abwägen müssen. ob und wohin die Reise geht, wenn das Thema Rollgroß auf den Tisch kommt. Falls Sie Fragen haben, wenden Sie sich an uns. Wir kennen die Systeme und sind selbst Segler und Segelmacher. Wir teilen unsere Erfahrungen gern mit Ihnen!
Inboom-Furling Systeme: Wirklich so teuer?
Rollmasten und Rollbaum-Systeme sind natürlich teure Anschaffungen. Beim Rollmast ist ein neues komplett neues Rigg erforderlich. Das ist eine Entscheidung, die wohl bedacht werden muss. Wir helfen gern und ermitteln eine “Hausnummer” für einen neuen Rollmast. Falls sich dann herausstellt, dass das das Budget sprengen würde, kann man auch über einfachere Alternativen nachdenken: Ein neuer Großbaum mit sinnvoll konstruiertem 1-Leinen-Reffsystem wie SELDÉN es anbietet, ist beispielsweise erheblich günstiger. Und erleichtert das Großsegel-Handling zumindest bei Reffen erheblich.
Als weitere Option gibt es nachrüstbare Systeme für Inmast-Furling. Die werden heute kaum noch angeboten. Es handelt sich hierbei um Vorrichtungen, die an der Achterkante des normalen Masts angeschraubt oder angenietet werden. Diese sind unserer Erfahrung nach jedoch keine empfehlenswerte Alternative: Die Kammer ist sehr klein, so dass kein vernünftig gebautes Segel hinein passt. Von Segellatten ganz zu schweigen – dafür ist hier dann kein Platz mehr!
Rollbaum-Hersteller: Fast immer nachrüstbar
Die gute Nachricht: Eine Umrüstung bestehender Riggs von normalen Großsegeln auf Inboom-Furling ist in den meisten Fällen problemlos möglich. Und das, ohne gleich das gesamte Rigg tauschen zu müssen. Ein Inboom-Furling System besteht dabei aus dem Rollbaum und einer speziellen Mastschiene, die auf ganzer Vorlieklänge auf dem Mast befestigt wird. Abhängig vom System kann darin eine so genannte Rampe integriert sein, die den Abstand zur Kammer des Rollbaums ausgleicht.
Es gibt im wesentlichen drei Anbieter für Rollbaum-Anlagen: FURLERBOOM und MAINFURL sind zwei verwandte Systeme, und die bekanntesten am Markt. LEISURE FURL ist ein dritter Anbieter und kann auch als Erfinder des modernen Inboom-Furlings bezeichnet werden. Alle Systeme werden in der einfachsten Version mittels Leinen aus dem Cockpit bedient. LEISURE FURL setzt auf eine Trommel wie bei einer Vorsegel-Rollreffanlage. FURLERBOOM und MAINFURL setzen auf eine endlos gespleißte Leine. Natürlich sind alle aus dem sicheren Cockpit zu bedienen.
Bei LEISURE FURL wird der Rollbaum mittels Kardan-Gelenk mit dem Mast verbunden und das Baumprofil ist vorn offen. Das Großsegel kann deshalb fast ohne Versatz bis an den Mast rollen. Die oben erwähnte Rampe ist bei LEISURE FURL nicht erforderlich. Bei allen Inboom-Systemen muss vor dem Aus- und Einrollen lediglich der Baum in eine bestimmte Position gefahren werden. Dafür wird der Baumniederholer benutzt. Die beste Position wird gut sichtbar markiert und dann furlen das Gross sauber aus und ein.
MAINFURL und FURLERBOOM arbeiten mit sehr formschönen Baumprofilen aus GFK. Die Bäume sind vorn geschlossen und haben in diesem Bereich eine verdeckt eingebaute, gezahnte Scheibe für die Endlosleine montiert. Diese Konstruktion erzeugt einen mehr oder weniger großen Versatz, der mittels der beschriebenen Rampe überbrückt wird.
Mit Hilfe der Leinen wird bei allen Systemen die so genannte Mandrel im Baum in Drehbewegung versetzt. Das ist eine stabile Stange aus Alu oder Carbon. Sie muss stabil sein, weil beim Reffen große Torsionskräfte auf sie wirken. Gleichzeitig darf sie nicht zu dick sein, sonst passt das Segel nicht oder das Baumprofil wird unnötig groß.
Die Inboom-Furling-Großsegel haben 5 oder 6 horizontale Segellatten. Die unteren Latten dienen stets als Reffpunkte: Das Segel wird soweit eingerollt, bis die Latte an der Unterseite der Mandrel aufliegt. So streckt sie das Segel maximal und macht das gereffte Segel so flach wie möglich. Dann wird wieder das Vorliek durchgesetzt und das gereffte Segel steht sehr gut – vorausgesetzt Material und Segeldesign harmonieren.
Erfahrung - durch nichts zu ersetzen
Falls Sie sich mit dem Thema Rollgroßsegel und Inboom – oder Inmast-Furling beschäftigen, stehen wir Ihnen als erfahrene Fachleute gern zur Verfügung. Nutzen Sie unsere Erfahrungen, um das richtige Produkt für Ihr Schiff und Ihr Vorhaben zu finden. Wir haben Erfahrung darin, den Umbau zu koordinieren und Ihnen ein segelfertiges Paket aus Rollmast- oder -baum und Segel zu übergeben und Sie darin einzuweisen. Und Quantums Service-Network in Deutschland und der ganzen Welt steht Ihnen zur Verfügung!
